Exxons Desinformationskampagne verärgert Bürgermeister

Die Gemeinde Leese steht im Fadenkreuz von ExxonMobil. In geringer Tiefe soll mit experimentellen Techniken nach Schiefergas gebohrt werden.

Obwohl  selbst die von ExxonMobil bezahlten Wissenschaftler, die momentan auf Kosten des Auftraggebers als „Neutraler Expenkreis“ durch Deutschland touren, große Risiken sehen, sollen jetzt die Voraussetzungen für Großversuchsanlagen geschaffen werden.

Der Bürgermeister von Leese, Grant Hendrik Tonne, ist mit der Art der Kontaktaufnahme nicht einverstanden, wie er heute in einer öffentlichen Mail erklärt. Alleine steht er damit nicht, denn auch die Gemeinden im Münsterland warten lieber auf die Ergebnisse des Gutachten des Landes NRW.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie in der heutigen Ausgabe der HARKE zu lesen war, hat die EXXON angeblich Kontakt zu mir aufgenommen um einen gemeinsamen Termin für ein Gespräch abzustimmen.

Hierzu gebe ich folgende Erklärung:
Es gab keinerlei direkten Kontakt zwischen der EXXON und mir in den vergangenen Tagen und Wochen. Ich habe die Pressemitteilung der EXXON allerdings wenige Minuten vor dem Versand an die Lokalredaktionen an meine private E-Mail Adresse – in persönlicher Form geschrieben – erhalten, Zeit für eine Reaktion war nicht und war und ist offensichtlich auch nicht erwünscht.

Die Exxon setzt ihre unerträglich arrogante Kommunikationspolitik damit nahtlos fort. Wie schon beim Auftritt der Exxon im Februar in Leese ist ein Dialog offensichtlich gar nicht gewollt, das Angebot zur Kommunikation ist daher scheinheilig.

Wenn die Exxon es ernst meinen würde, dann gäbe es eine vorherige Kontaktaufnahme zur Terminabsprache und dann einen gemeinsamen Termin. Das aus der Pressemitteilung hervorgerufenen Bild, es gäbe Kommunikation seitens der Exxon mit der Gemeinde Leese kann daher nicht bestätigt werden.

Inhaltlich wird die Gemeinde Leese mit der BI Leese „Gemeinsam gegen Fracking“ das Angebot der Exxon diskutieren und nach Beratung in der Steuerungsgruppe und im Verwaltungsausschuss der Gemeinde Leese möglicherweise einen Terminvorschlag unterbreiten. Ich gehe davon aus, dass dieser Termin keinesfalls vor den Sommerferien sein wird, da die BI Leese bis zu den Sommerferien noch zwei große Veranstaltungen plant. Zum einen findet am kommenden Sonntag die Tour de Frack mit Sommergrillen in Leese statt (genaue Infos folgen noch) und zum anderen wird Anfang Juli eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik, Naturschutz und Wirtschaft stattfinden. Ein weiterer Termin wäre eine Überfrachtung.

Persönlich merke ich an, dass eine weitere Diskussion des Gutachtens den Dissens in der Bewertung nicht beheben wird. Selbst die Experten der Exxon haben in ihrem Gutachten festgestellt, dass es unter den derzeitigen Bedingungen Risiken beim Einsatz des Frackings in Schiefergestein gibt. Man könnte sich lediglich darüber streiten, wie groß die Risiken sind. Da sie aber grundsätzlich bestehen, bleibe ich bei meiner Forderung nach einem Moratorium und dem damit verbundenen Stopp aller Projekte.

Die Gemeinde Leese wird sich nicht als Versuchskaninchen der Exxon hergeben.

Die an mich gerichtete Mail übersende ich der Steuerungsgruppe und der Presse anbei zur Kenntnis.

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Grant Hendrik Tonne

Quelle: Grant Hendrik Tonne per Mail

Author

Jörn Krüger

Jörn Krüger ist Software Entwickler und engagiert sich in verschiedenen Organisationen, die Internet und bürgerliches Engagement verbinden.

Im Oktober 2010 begann er mit dem Blog unkonventionelle-gasfoerderung.de, auf dem aktuelle und internationale Nachrichten, Meinungen und Berichte zur unkonventionellen Gasförderung veröffentlicht werden. Als informierter Laie schreibt er Gastbeiträge, informiert über Fracking und steht als Gesprächspartner für Parteien und Institutionen zur Verfügung. Zum Thema kam er, als ExxonMobil im September 2010 ankündigte, in seinem Wohnort Nordwalde nach unkonventionellen Gasvorkommen zu bohren. Nach wenigen Stunden Recherche über die weltweiten Folgen von Fracking und dem geringen Informationsstand auf allen Ebenen der Entscheidenden in Politik und Wirtschaft war für ihn klar, dass hier Handlungsbedarf besteht.

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