WN-Bericht über den Teilerfolg der „Interessengemeinschaft gegen Gasbohren“

Michael Schwakenberg von den „Westfälsichen Nachrichten“ berichtet über den Teilerfolg der „Interessengeminschaft gegen Gasbohren“:

Der Sekt steht schon kalt

Nordwalde – Mathias Elshoff hat die vielen Termine nicht gezählt: Informationsaustausche, Mediengespräche, Protestveranstaltungen, Politikerbesuche und was nicht noch alles. In den vergangenen Monaten hat der Vorsitzende der Nordwalder „Interessengemeinschaft gegen Gasbohren“ (IGGG) fast genauso viel Zeit mit den Exxon-Plänen verbracht wie mit seiner Familie und in seiner Landbäckerei.

„Die Arbeit hat sich gelohnt“, blickt er jetzt zufrieden zurück. Denn im Landtag wird die Front gegen das Fracking immer breiter. Anfang dieser Woche ließ die CDU-Fraktion verlauten, dass sie diese umstrittenen Methode bei der Suche und Förderung von sogenanntem unkonventionellem Erdgas ablehnt. Und auch der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, André Stinka, hat angekündigt, seine Genossen auf diesen Kurs einzuschwören (die WN berichteten). Elshoff: „Das haben wir bei unserer Gründung im vergangenen Jahr nicht in dieser Form erwartet.“

Für ihn und seine Mitstreiter in Nordwalde und den anderen IGGGs sei es „ausgesprochen aufbauend“, dass es gelungen ist, „in der relativ kurzen Zeit die anfängliche Goldgräberstimmung im Land wieder einzufangen und auf allen Ebenen zu einer sachlichen Auseinandersetzung zu finden“. Die meisten, die sich mit dem Thema befasst haben, so Elshoff, seien schnell zu dem Schluss gekommen, dass unkonventionelles Erdgas alles andere als klimafreundlich ist und große Gefahren birgt. Vor allem für Umwelt, Natur und das Trinkwasser.

Ist die Nordwalder IGGG am Ziel? Elshoff: „Leider können wir uns noch nicht zurücklehnen. Denn das Bundesberggesetz ist nach wie vor veraltet und nicht ansatzweise geeignet, die Risiken heutiger Förderverfahren zu bewerten.“ Elshoffs Zwischenfazit: „Der Sekt ist zwar schon kalt gestellt, zum Korkenknallen ist es aber noch zu früh.“

Mathias Elshoff war in den vergangenen Monatenein viel gefragter Interviewpartner. Mit ihrem Protest haben sich der Vorsitzende und seine Mitstreiter von der IGGG auf höchster politischer Ebene Gehör verschafft. Foto
(-stk/msc-)

Quelle: http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/kreis_steinfurt/nordwalde/1596297_Der_Sekt_steht_schon_kalt.html

Hier die Pressemitteilung der „Interessengemeinschaft gegen Gasbohren“ (IGGG):

Die viele Arbeit hat sich gelohnt

Anfang der Woche waren verschiedene Berichte in den Medien über die kritische Bewertung der Suche nach unkonventionellem Erdgas und die daraus resultierende Ablehnung auf mittlerweile breiter politischer Basis in NRW. Neben den Grünen und den Linken sprechen sich mittlerweile auch die großen Parteien SPD und CDU im Land offen gegen das umstrittene Fracking-Verfahren aus und lehnen eine Erschließung der Erdgasvorkommen in sog. unkonventionellen Lagerstätten in NRW ab. Die Interessengemeinschaften gegen Gasbohren zeigen sich erfreut über diese Entwicklung, die sie selber bei ihrer Gründung im vergangenen Jahr nicht in dieser Form erwartet hätten und erlauben sich auch ein bescheidenes Schulterklopfen. Es ist ausgesprochen aufbauend, dass es uns gelungen ist, in der relativ kurzen Zeit, die anfängliche Goldgräberstimmung im Land wieder einzufangen und auf allen Ebenen zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema zu finden. Die viele Arbeit hat sich gelohnt. Die Menschen im Land, die sich mit dem Thema „Unkonventionelles Erdgas“ beschäftigen, gelangen in der weitaus überwiegenden Zahl nach ganz kurzer Zeit zu dem Schluss, dass dieses Erdgas alles andere als klimafreundlich ist und sehr große Gefahren für Umwelt, Natur und vor allem unser Trinkwasser birgt. Nun ist es aber leider nicht so, dass sich die Kritiker zufrieden zurücklegen könnten. Denn das den Genehmigungen zu Grunde liegende Recht, das Bundesberggesetz ist nach wie vor veraltet und daher nicht ansatzweise geeignet, die Risiken heutiger Förderverfahren zu bewerten. Es muss daher dringend angepasst werden, was aber nur über die Politik in Berlin und Brüssel möglich ist. Und daran arbeiten die Bürgerinitiativen im Münsterland getreu dem Motto „Was hier nicht mit dem Umweltschutz vereinbar ist, wollen wir auch an anderer Stelle auf dieser Erde nicht haben!“
Den Bürgerinitiativen ist dabei insbesondere wichtig, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass nicht nur die umstrittene Fracking-Methode Gefahren für Mensch und Natur birgt, sondern dass auch ohne Fracking, allein durch die Bohrungen, die bisher nie dagewesene Wegsamkeiten bis in große Tiefen schaffen sowie das an die Erdoberfläche tretende Lagerstättenwasser oder unkontrollierbar austretendes Methangas erhebliche Umweltschäden eintreten können. Aktuelle Forschungsergebnisse aus den USA und Australien, wo bereits seit vielen Jahren unkonventionelles Erdgas gefördert wird, belegen dies.
Es bleibt also noch eine Menge zu tun, was auch der aktuell eingereichte Antrag auf Erteilung einer Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten durch die BNK Deutschland GmbH aus Frankfurt am Main,
einem Tochterunternehmen der kanadischen BKN Petroleum Inc., belegt. Das Unternehmen möchte sich ein Gebiet reservieren, welches weite Teile des Hochsauerlandkreises, der Soester Börde und einen Teil des Münsterlandes
umfasst. Fazit: Der Sekt ist zwar schon kalt gestellt, zum Korkenknallen ist es aber noch zu früh.

Carsten Grawunder, www.gegen-gasbohren.de

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