Berichtszeitraum 18.12. bis 21.1.2022 (5 Wochen)
Im Berichtszeitraum nahm die Zahl der im Einsatz befindlichen Bohrtürme vom erhöhten Niveau vom Dezember 2021 weiter um 70 Stück zu, bei weiter hohen Rohölpreisen von über 75 USD/barrel für WTI.
Zusammenfassung
Die Gesamtlage stärkt verbliebene nordamerikanische Ölförderer und sie haben, besonders in den USA, wieder mehr Bohrtürme in Einsatz bringen können. Doch, anders als erwartet, bremsen die Förderer jetzt die weitere Zunahme der US-Ölproduktion aus, um den Ölpreis weiterhin hoch zu halten und möglichst viel Profit zu machen und ihre Gläubiger zufrieden zu stellen. Auch die OPEC-Länder und Russland stützen zur Zeit den hohen Ölpreis. Die US-Regierung unter Präsident Biden ist unter Druck, weil auch die Treibstoffpreise in den USA erheblich gestiegen sind, und er hat angekündigt, bei weiterem „Mauern“ der US-Ölförderer, Rohöl aus der nationalen Ölreserve der USA zu verkaufen, um den Preis wieder in moderatere Höhen zu bringen. Dazu hat Präsident Biden sich mit dem weltweit zweitgrößten Halter von Rohölreserven, China, abgesprochen. Zur Not wollen beide auf diese Weise das Angebot erhöhen, um den Rohölpreis wieder zu drücken. Allein diese Ankündigung hat zwischenzeitlich zu einem leichten Sinken des Rohölpreises im Dezember geführt, dann zum Jahreswechsel stieg er aber weiter in Richtung 78.-USD/barrel.
Im Berichtszeitraum wurden in Kanada 30 Ölbohrtürme und in den USA 16 reaktiviert, insgesamt erstaunlich wenige, wenn man die derzeitig erzielbaren Rohölpreise bedenkt. Der derzeitige Weltbedarf an Rohöl nähert sich der derzeitigen globalen Fördermenge. Die erfolgte Wiederaufnahme und Beschleunigung der Industrieproduktion in China, die seit Anfang 21 sogar Höchstwerte erreichte, führte im Verlauf des Jahres 2021 zu den Erhöhungen der Rohölpreise.
Die weltweiten Abnahmemengen haben sich durch den rasanten Wiederanstieg der chinesischen Volkswirtschaft seit Herbst 2020 wieder deutlich erhöht, trotz der Ausbreitung der Pandemie in bevölkerungsstarke Länder wie Indien und Brasilien. Die OPEC hat jedoch ihre Produktion noch nicht wieder hochgefahren, so dass inzwischen eine gewisse Knappheit an den internationalen Ölmärkten eingetreten ist, verbunden mit dem erlebten Preisanstieg für Rohöl seit Mai 2021.
Gedanken zur Corona-Pandemie
In Europa wütet inzwischen die befürchtete 4. Welle der CORONA-Pandemie. Auch Deutschland ist hart getroffen, da die Möglichkeiten zur Vorbereitung auf die von den Ärzten angekündigte 4. Welle nicht effizient genutzt wurden. Allzu viele Politiker haben geglaubt, dass mit dem Sommer 2021 die CORONA-Pandemie vorüber sein werde, obwohl Ärzte und Wissenschaftler wiederholt seit Juli 2021 angekündigt hatten, was dann auch eintrat. 7-Tage-Inzidenzen bis 450 für D wurden erreicht, ehe es ab dem 10.12.21 eine Beruhigung auf hohem Niveau gab und dann einen drastischen Anstieg (zur Zeit bei 770). Die 5. Welle durch die OMIKRON-Variante breitet sich gerade unaufhaltbar aus. Sie wird, nach Einschätzung von Gesundheitsminister Lauterbach, alles Bisherige in den Schatten stellen. Er prognostiziert den Höhepunkt im Monat Februar 2022. Einige Bundesländer haben schon Sperrvorschriften erlassen, weil sie extrem hoch betroffen sind und ihre Gesundheitssysteme schon am Limit angekommen sind. In den USA fordert die CORONA-Pandemie viele weitere Opfer, zumal auch mehrere republikanisch regierte Bundesstaaten die Impfanweisungen der US-Regierung ignorieren. Auch dort breitet sich inzwischen die OMIKRON-Variante aus, mit bis zu 200.000 Neuinfektionen täglich.
In Nordamerika nimmt inzwischen die CORONOA-Katastrophe wieder Fahrt auf, nachdem über 50% der US-Bevölkerung eine Erstimpfung bekommen haben. Die Zahl der Neuinfektionen ist in den letzten Wochen jedoch wieder gestiegen durch die Ausbreitung der OMIKRON-Variante Dabei gibt es ein Nord/Südgefälle. In den nordöstlichen Bundesstaaten ist die Impfquote deutlich höher als im Süden und Südwesten, wo sich die republikanischen Gouverneure weiterhin weigern, impfbeschleunigende Maßnahme zu veranlassen, gegen die ausdrückliche Aufforderung von Präsident Biden. Die Infektionszahlen in diesen Bundesstaaten steigen als Folge davon wieder spürbar an – auch die Zahl der Toten – und behindern den wirtschaftlichen Aufschwung in dieser Region.
USA Infizierte: 70,21 Mio, Tote:824339 weltweit: 346,8 Mio Infizierte, Tote: 5,57 Mio
Wenn auch in China die CORONA-Pandemie so gut wie im Griff ist, gilt dort ein extrem enges Regime der Abschottung, weil immer wieder lokal neue CORONA-Ansteckungen auftreten. Das bedeutet für die Bevölkerung, erhebliche Beschränkungen hinnehmen zu müssen. Die seit Monaten sehr geringen Zunahmen der offiziellen Meldungen an Infizierten und Toten in China (mit einer Milliarden-Bevölkerung und vielen räumlich beengten Ballungsgebieten) nährt weiter den Verdacht, dass diese Zahlen aus Propagandagründen „geschönt“ werden. Regionale massive Ausbrüche wurden nur dadurch öffentlich, dass zum Beispiel 2 der wichtigsten Exporthäfen für Containerverladung wegen gehäufter Infektionen zeitweise ganz geschlossen werden mussten. Inzwischen ist dort auch die OMIKRON-Variante angekommen. Dennoch ist der Erfolg der rigiden Vorgehensweise unübersehbar.
In Indien hingegen hat die Regierung den Ernst der Lage erst nicht erkannt und wollte danach die Pandemie „aussitzen“. Jetzt ist dieses Land schwer getroffen mit täglich mehreren tausend Toten und einer mindestens zweifach höheren nicht erfassten Zahl auf dem flachen Lande. Bisher sind 38,9 Mio erfasste Infizierte und 488.890 Tote gezählt worden. Wer zu Hause stirbt, wird nicht erfasst. Viele Kranke ersticken, weil Sauerstoff zur Beatmung fehlt. Nach den USA ist Indien das Land mit der höchsten Infiziertenzahl.
Deutschland – als sehr stark exportorientiertes Land – ist einerseits über Zulieferketten weltweit vernetzt und hängt andererseits von den internationalen Käufern ab, die unter diesen Bedingungen noch weiter zurückhaltend sind. Die entsprechenden Folgen wirken allerdings nicht so stark, wie befürchtet. Die Wirtschaft in Deutschland hat begonnen, nach vorn zu arbeiten, wenn auch in vielen Bereichen noch mit reduzierter Kapazität. Die fehlenden Bauteile für PC-Steuerungen aus Asien führen zunehmend zu Produktionsdrosselungen und Umsatzausfällen. Der Aufschwung wird dadurch gedämpft. Im unteren Mittelstand, bei den vielen kleinen Selbständigen, wirkt sich die verspätete Zahlung dramatisch aus. Das erwartete große „Sterben“ kann man in den Innenstädten jetzt deutlich durch vermehrte Leerstände beobachten. Daran wird auch die Verlängerung der Kurzarbeitsphase bis Frühjahr 2022 und wohl auch noch darüber hinaus, wenig ändern. Die gut gemeinten Unterstützungsgelder der Bundesregierung sind bei den Betroffenen nicht rechtzeitig angekommen und die Antragsverfahren waren zu kompliziert. Durch die Begrenzungen zu Weihnachten 2021 zur Bekämpfung der Kontakte wegen der hoch ansteckenden OMIKRON-Variante ging vielerorts das lukrative Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel verloren. Die 5. Welle baut sich auf, gegen die ein angepasster Impfstoff erst noch entwickelt werden muss. Nur schnelles umfangreiches Impfen und „Boostern“ kann helfen, diese Welle zu verlangsamen. Doch es regt sich Widerstand in Teilen der Bevölkerung. Jetzt wird von der neuen Ampel-Koalition doch über die Einführung eines landesweiten Impfgebotes ab 2022 nachgedacht. Für die aktuelle 5. Welle käme das Vorhaben allerdings zu spät.
Doch nun zu den Zahlen der Bohrtürme und der Ölpreisentwicklung, Basis WTI:
Nach dem derzeitigen Zahlenbild liegt die Gesamtzahl der eingesetzten Türme seit Februar 2018 um ca. 40 % unter der damaligen Gesamtbohrkapazität. In Summe bleibt damit das Einsatzvolumen in Nordamerika auch mit 816 weit unter der bereits im Februar 2018 erreichten Zahl von insgesamt 1.293 Türmen. Die Rohölpreise auf WTI-Basis notierten am 22.05.20 bei 18,06 USD/barrel und am 19.06. bei 40,26 USD/barrel. Am 12.12.20 wurden 46,70 USD/barrel notiert. Danach ging der Anstieg zügig weiter auf zeitweise bis zu 53 USD/barrel und bis über 65 USD/barrel. Zuletzt ging der Wert auf unter 62.-USD/barrel zurück und stieg dann auf über 70 USD und danach weiter bis auf 83,25 USD und gab bis Mitte November nach auf 75,60USD/barrel für WTIund lag Mitte Dezember bei 70,86 USD/barrel. Danach ging es aber zügig nach oben. Zur Zeit notiert WTI bei 84,91 USD/barrel.
Die Entwicklung in den USA und in Kanada verlief im Januar unterschiedlich. In Kanada wurden 30 Ölbohrtüme reaktiviert und 15 Gasbohrtürme, in den USA kamen 16 Ölbohtürme dazu und 8 Gasbohrtürme.
Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und Stillstand und danach einen Rückgang – mit erneuter Belebung zum Jahresbeginn 2019 und kontinuierlichem Rückgang seit März 2019 bis Juni 2020 und Stagnation im Juli und leichter Belebung im August mit weiter leichter Zunahme September/Oktober/November/Dezember 2020, mit der starken Zunahme zum Jahreswechsel, der ruhigen Entwicklung bis Mai 2021 und der Belebung von Juli bis Oktober, fiel die Ölbohrbelebung im November und im Dezember überraschend gering aus. Im Januar-Zeitraum (5 Wochen), stieg sie kräftig.
Monat/Jahr | gesamt im Einsatz in Nordamerika | USA | Kanada | US Rohölpreis WTI USD/barrel | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
30.07.17 | 1178 | 958 | 220 | $46,00 | |||
31.10.17 | 1115 | 913 | 202 | $51,94 | |||
15.11.17 | 1090 | 889 | 192 | $54,27 | |||
15.12.17 | 1168 | 930 | 238 | $56,64 | |||
19.01.18 | 1261 | 936 | 325 | $63,72 | |||
16.02.18 | 1293 | 975 | 318 | $60,74 | |||
13.04.18 | 1110 | 1008 | 117 | $66,74 | |||
15.06.18 | 1198 | 1059 | 139 | $66,60 | |||
14.09.18 | 1281 | 1055 | 226 | $70,30 | |||
09.11.18 | 1277 | 1081 | 196 | $61,59 | |||
14.12.18 | 1245 | 1071 | 174 | $51,20 | |||
18.01.19 | 1259 | 1050 | 209 | $52,32 | |||
15.02.19 | 1275 | 1051 | 224 | $53,34 | |||
15.03.19 | 1187 | 1026 | 161 | $58,34 | |||
10.05.19 | 1051 | 988 | 63 | $61,99 | |||
12.07.19 | 1075 | 958 | 117 | $60,27 | |||
13.09.19 | 1020 | 886 | 134 | $55,00 | |||
11.10.19 | 1002 | 856 | 146 | $54,60 | |||
08.11.19 | 957 | 817 | 140 | $56,39 | |||
06.12.19 | 937 | 799 | 138 | $56,32 | |||
03.01.20 | 881 | 796 | 85 | $62,80 | |||
31.01.20 | 1037 | 790 | 247 | $52,95 | |||
28.02.20 | 1030 | 790 | 240 | $44,67 | |||
27.03.20 | 782 | 728 | 54 | $21,60 | |||
24.04.20 | 491 | 465 | 26 | $18,06 | |||
22.05.20 | 339 | 318 | 21 | $32,80 | |||
19.06.20 | 283 | 266 | 17 | $40,26 | |||
14.08.20 | 298 | 244 | 54 | $41,93 | |||
18.09.20 | 319 | 255 | 64 | $41,11 | |||
16.10.20 | 362 | 282 | 80 | $40,97 | |||
11.12.20 | 449 | 338 | 111 | $46,70 | |||
15.01.21 | 534 | 373 | 161 | $52,35 | |||
19.02.21 | 569 | 396 | 172 | $59,85 | |||
19.03.21 | 503 | 411 | 92 | $61,22 | |||
23.04.21 | 493 | 438 | 55 | $61,88 | |||
21.05.21 | 513 | 455 | 58 | $62,92 | |||
18.06.21 | 587 | 470 | 117 | $71,61 | |||
16.07.21 | 634 | 484 | 150 | $71,54 | |||
14.08.21 | 664 | 500 | 164 | $68,79 | |||
17.09.21 | 666 | 512 | 154 | $71,57 | |||
15.10.21 | 711 | 543 | 168 | $81,95 | |||
19.11.21 | 730 | 563 | 167 | $75,60 | |||
17.12.21 | 746 | 579 | 167 | $70,86 | |||
21.01.22 | 816 | 604 | 212 | $84,91 |
Insgesamt sind jetzt in Nordamerika 625 Ölbohrtürme und 191 Gasbohrtürme aktiv.
Auch die Entwicklung der US-Erdgaspreise auf der Basis Henry Hub geht mit der Änderung der WTI-Ölpreise nicht mehr mit, sondern normalisiert sich bei „unter 4.- USD. Nach langer Zeit bei Notierungen 3,00 USD/mmBtu steigt er seit Ende Juli 2021 deutlich an und notierte zwischenzeitlich bei 5,687 USD/mmBtu. Mit dem Nachlassen der Ölpreise gab auch der Erdgas-Preis auf der Basis Henry Hub etwas nach und liegt derzeit bei 3,802USD/mmBtu.
Für den LNG-Export ist diese Entwicklung förderlich, weil sich dadurch der Preis des angelieferten Rohgases zu den LNG-Anlagen wieder stark verbilligt hat. Das bedeutet zunächst weiterhin „ruinöses“ Geschäft zu nicht-kostendeckenden Preisen im „Henry Hub“. Es ist zu erwarten, dass der internationale LNG-Absatz der USA deutlich sinken wird.
Die internationalen Bohraktivitäten nahmen im Dezember 2021 um 17 Bohrtürme zu auf 834 Bohrtürme. Meine Kommentare zur gesamten politisch/strategischen Lage rund um die weltweite Kohlenwasserstoff-Förderung sind durch die weltweite CORONA-Virus-Pandemie und den Preiskampf Saudi/Russland gegen die USA hinfällig geworden.
Volker Fritz im AK Fracking Braunschweiger Land