Bericht zum Monat April 2018: Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika

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Berichtszeitraum 17. März 2018. bis 13. April 2018

Der April 2018 erlebt einen starken Rückgang der im Einsatz befindlichen Bohrtürme, nach einem schon deutlichen Rückgang im Berichtsmonat Februar.

Die Rohölpreise auf WTI-Basis nahmen in den letzten Wochen stetig zu und stiegen bis heute auf fast 67 USD/barrel, so dass nach vorherigen Ankündigungen der Förderindustrie die erzielbaren Verkaufserlöse (ab 60 USD/barrel) eigentlich Anlass für die verstärkte Wiederinbetriebnahme, anstatt für weitere massive Verringerungen der Bohrtürme im Einsatz.
Hier bleiben Fragen offen, deren Klärung eventuell demnächst möglich sein wird.

Die Entwicklung in den USA und in Kanada verlief auch im Monat April wieder nicht gleichsinnig. In den USA hielten sich die Zahlen der im Einsatz befindlichen Bohrtürme des Vormonats mit geringen Zunahmen, während in Kanada im April der Absturz weiter ging. Mit minus 117 Türmen.
Insgesamt 99 Bohrtürme wurden stillgelegt, 88 Öl- und 11 Erdgasbohrtürme.
Das war fast die Hälfte der noch in Kanada eingesetzten Bohrtürme.

Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang:

Monat
gesamt im Einsatz USA
Kanada
USA Rohölpreis WTI USD/barrel
Ende 7 1.178 958 220 46,00
Ende 8
1.157 940 217 46,81
Ende 9 1.155 935 220 52,13
Ende 10
1.115 913 202 51,94
Mitte 11
1.090 889 192 54,27
3. Wo 11
1.110 907 203 57,03
4. Wo 11 1.123 915 208 56,18
15.12.17
1.168 930 238 56,64
19.01.18
1.261 936 325 63,72
16.02.18
1.293 975 318 60,74
16.03.18
1.209 990 219 60,85
13.04.18
1.110 1.008 117 66,74

 

Insgesamt sind jetzt in Nordamerika 856 Ölbohrtürme und 253 Erdgasbohrtürme aktiv.

Die Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas (501), Oklahoma (128), New Mexico (89), Louisiana (57), North Dakota (54), Pennsylvania (41), Colorado (31), Wyoming (29) , und Ohio (23).

Der Ölpreis ist seit Mitte März stetig gestiegen, auf inzwischen fast 67 USD/barrel.

Der Börsen-Umschwung sei der Grund für diesen Rückgang der Rohstoffpreise, kommentieren die Händler an der Wall Street in New York. Auch die Entwicklung der Erdgaspreise auf der
Basis Henry Hub spiegelt diese Entwicklung wider. Der Henry Hub Gaspreis ist nach zwischenzeitlich mehr als 3,20 USD/mmBtu jetzt weiterhin bei 2,70 USD/mmBtu stabil.
Die vom US-Statistik-Amt festgestellte Verringerung der gelagerten Ölvorräte der USA besteht weiter. 2018 könnte doch die Auswirkung der Rücknahme der Förderkapazitäten der OPEC-Länder und der mit ihnen kooperierenden Nicht-OPEC-Förderländer zur Stabilisierung der Rohölpreise bei 60 Dollar/barrel WTI-Qualität beitragen.
Allerdings werden durch die riesigen weltweit zwischengelagerten Rohölmengen, die kurzfristig verfügbar und auch umdirigierbar sind (Lagerung in Großtankerflotten auf Reede), die Rohstoff-Spekulanten zu Preiswetten animiert, die das eigentliche Rohöl-Liefergeschäft überlagern.

Das erwartete Reaktivieren von Bohrtürmen bei Rohölpreisen von deutlich über 60 USD/barrel WTI in den USA und in Kanada ist weiterhin ausgeblieben. Die Gründe dafür sind im Moment nicht klar auszumachen.
Die Förderunternehmen behaupten, dass sie aus ihren Förderbohrungen in Shale-Vorkommen durch optimierte Maßnahmen viel mehr Produktion herausholen als vorher und daher eher wettbewerbsfähig sind (bei niedrigeren Preisen als vorher).
Da insgesamt im Bereich der Ölförderung in Nordamerika der Hauptrückgang in den Monaten März und April 2018 stattgefunden hat, wird im Verlauf des Jahres das Ölangebot nicht so stark zunehmen, wie sich das noch im Monat Februar 2018 abzeichnete.

Die Situation der Kohlenstoff-Energiebranche wird aber von großen institutionellen Anlegern weiterhin kritisch gesehen, weil der große Zuwachs bei den regenerativen Energien, gerade und auch in den USA, den fossilen Erzeugern Märkte wegnimmt.
Und die Erzeugung der regenerativen Energien wird immer preiswerter. Neueste Meldungen berichten, dass die Fotovoltaik durch weitere Verbesserungen der Effizienz inzwischen in den USA wettbewerbsfähiger als die fossilen Stromerzeuger ist. Die Zubauraten an Fotovoltaik-Anlagen in den USA sind rasant gestiegen.

Weiterhin versuchen große institutionelle Anleger, die bisher im Energiebereich bedeutende Teile ihres investierten Portfolios angelegt haben, aus den fossilen Energien auszusteigen.

Die Freigabe des Offshore-Gürtels vor den Küsten der US-Bundesstaaten für die Förderung von Kohlenwasserstoffen durch Präsident Trump wird weitestgehend von den betroffenen Bundesstaaten abgelehnt. Sie bestehen auf der Beibehaltung der Schutzsperre der Obama-Regierung. Sie fürchten um die Küstenfischerei, um die Gefährdung der Natur und der Küsten durch Unfälle und Störungen und insgesamt um die Beeinträchtigung des Tourismusgeschäftes an ihren Küsten.
Der zuständige Minister, Bryan Zynke, hat von fast allen Gouverneuren entsprechende ablehnende Bescheide erhalten.

Volker Fritz
im AK Fracking Braunschweiger Land

 

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