Bericht zum Monat Dezember 2017/Januar 2018: Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika

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Berichtszeitraum 16. Dezember 2017 bis 19. Januar 2018

Der Jahreswechsel 2017/2018 erlebt die weitere Erholung der im Einsatz befindlichen Bohrtürme, nach dem Rückgang seit Mitte des Jahres 2017 im Berichtszeitraum nahm die Zahl der im Einsatz befindlichen Bohrtürme weiter deutlich zu um 93 Bohrtürme insgesamt.

Bemerkenswert ist dabei die hohe Zunahme in Kanada von plus 87 Türmen und die geringe von nur sechs Türmen in den USA. Die Rohölpreise haben sich zum Jahreswechsel und auch danach deutlich gefestigt und liehen jetzt für WTI-Rohöl deutlich über 60 USD/barrel.

Im Dezember 2017 geht die Erholung nach dem Rückgang in den Vormonaten seit Ende Juli 2017 weiter. Im Berichtszeitraum erfolgte die Wiederinbetriebnahme von 45 Bohrtürmen, davon 34 zur Ölförderung und 11 zur Gasförderung. Die Rohölpreise WTI in den USA stiegen nicht mehr weiter, von Tagesschwankungen abgesehen. Die Erwartungen der Förderer in Nordamerika, dass der WTI-Ölpreis die 60-Dollar-Grenze pro barrel überspringen könnte, haben sich bisher nicht erfüllt. Während unter diesen Bedingungen in den USA fast keine Veränderung festzustellen war, wurden in Kanada 74 Ölfördertürme und 13 Gasfördertürme reaktiviert.

Der Anstieg der US-Rohölpreise in den letzten zwölf Wochen wirkte sich in den letzten sechs Wochen auf die Bohraktivitäten in Nordamerika aus. Die Zahl der Bohrtürme im Einsatz steigt wieder, hat jedoch bis zum 15. Dezember 2017 noch nicht ganz den Stand von Ende Juli 2017 wieder erreicht. Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang:

Monat
gesamt im Einsatz USA
Kanada
USA Rohölpreis WTI USD/barrel
Ende 7 1.178 958 220 46,00
Ende 8
1.157 940 217 46,81
Ende 9 1.155 935 220 52,13
Ende 10
1.115 913 202 51,94
Mitte 11
1.090 889 192 54,27
3. Wo 11
1.110 907 203 57,03
4. Wo 11 1.123 915 208 56,18
15.12.17
1.168 930 238 56,64
19.01.18
1.261 936  325 63,72

 

Insgesamt sind jetzt in Nordamerika 955 Ölbohrtürme und 306 Erdgasbohrtürme aktiv.

Die Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas (453), Oklahoma(121), New Mexico(82), Louisiana(62), North Dakota(44), Pennsylvania(37), Colorado(32), Wyoming (29) und Ohio (23).

Die Zahl der Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika fiel also seit Ende Juli bis Mitte November von 1.178 auf 1.090. Danach, bei einem um 24 Prozent gestiegenen WTI-Preis für Rohöl, dicht unter 60,00 USD/barrel, begann die Fracking-Ölförderung wieder lohnend zu werden. Und die Förderer haben gerade in den letzten Wochen wieder mehr Türme in Betrieb genommen. Im Dezember waren es 45 Bohrtürme, jetzt gefolgt von weiteren 93 Türmen. Die Große Mehrzahl der Türme wurde für die Ölförderung reaktiviert.

Der Ölpreis ist seit Mitte Dezember kontinuierlich angestiegen. Die für die Tage zum Jahreswechsel erwartete Stillegung von Bohrtürmen trat Ende Dezember 2017 mit minus 103 Türmen auch ein, wurde aber von der dynamischen Reaktivierung im Januar 2018 mehr als ausgeglichen, so dass insgesamt eine Zunahme von plus 93 Türmen erfolgte.

Das US-Statistik-Amt jedenfalls hat festgestellt, dass in diesem Herbst erstmals seit vier Jahren der gelagerte Ölvorrat der USA einen leichten Rückgang zu verzeichnen hat. Auch zum Jahreswechsel hat sich diese Entwicklung fortgesetzt.
Nunmehr könnte doch die Auswirkung der Rücknahme der Förderkapazitäten der OPEC-Länder und der mit ihnen kooperierenden Nicht-OPEC-Förderländer zu dieser stabilen Anhebung der Rohölpreise beigetragen haben.

Es ist also abzuwarten, wie die Preisentwicklung weiter geht, wenn die Wintereinflüsse in der Nordhälfte nachlassen. Bleibt die leichte Verknappung der Vorräte bestehen, werden auch die Rohölpreise sich bei über 60 USD/barrel WTI halten können. Dann allerdings ist eine recht schnelle Reaktivierung der US-Fracking-Förderung von Shale Oil zu erwarten, denn bei diesem Preisniveau können die US-Förderer schon teilweise wieder mithalten.

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Die Situation der Kohlenstoff-Energiebranche wird aber von großen institutionellen Anlegern weiterhin kritisch gesehen, weil der große Zuwachs bei den regenerativen Energien, gerade und auch in den USA, den fossilen Erzeugern Märkte wegnimmt. Und die Erzeugung der regenerativen Energien wird immer preiswerter. So hat zum Beispiel gerade erst am 16. November 2017 der norwegische Sovereign Wealth Fund, der weltweit größte institutionelle Anleger mit einem Gesamtvolumen von 1.000 Milliarden USD öffentlich davon abgeraten, weiterhin in Papiere der Öl- und Gasförderung zu investieren. Ferner will man sich von Beteiligungen des Funds in diesem Sektor trennen. Im Besitz des Funds sind Öl- und Erdgasaktien der Konzerne Shell, BP, Chevron, ExxonMobil, Eni, Total, Lundin Petroleum und ein über 60-prozentiger Anteil an der norwegischen StatOil. Insgesamt hat man 37 Milliarden USD in diesem Bereich investiert, die man veräußern will.

Der Großturbinenmarkt zur Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen (Erdgas und Erdöl) ist global ebenfalls ins Straucheln gekommen. Es gibt global Kapazitäten für die Produktion von jährlich circa 400 großen Industrieturbinen, aber der Markt ist auf circa 110 Stück/Jahr geschrumpft.

Die beiden führenden Anbieter auf diesem Gebiet sind General Electric und Siemens. Sie haben dadurch jetzt riesige Probleme in diesen Bereichen. Siemens steht allerdings viel besser da, als GE. Dennoch will Siemens 6,900 der etwa gesamt 13.000 Mitarbeiter weltweit entlassen, davon 3.000 in Deutschland. GE hat am 13. Novembr 2017 verkündet, dass der Konzern „verschlankt“ werden soll und dass man die Bereiche Energie, Luftfahrttechnik und Gesundheit weiter führen wird, während alle anderen verkauft werden sollen. Die Dividende für 2017 wird halbiert und ähnliches für 2018 bereits angekündigt. Die Folge an der New Yorker Börse war ein 5,9-prozentiger Kursverlust . GE ist auch Mehrheitseigentümer von Baker Hughes. Dieses Geschäft soll ganz abgegeben werden. Da sind also große Turbulenzen in den US-Märkten aufgetreten, die auch viele Anleger beunruhigen. Weitere Umwälzungen sind denkbar, denn auch die Rockefeller Familie ist aus dem fossilen Bereich ganz herausgegangen und die „Divestment-Bewegung“ in den USA hat an Stärke laufend zugenommen, die allen Anlegern dringend rät: „Legt Euer Geld nicht in fossilen Aktien an, es könnte verloren sein. Fossil ist gestern, die Zukunft ist regenerativ!“ Die Abkehr des Riesen GE aus dem Öl- und Erdgasgeschäft wird die Unsicherheit der Anleger noch vergrößern.

Hinzu kommt die Koalition aus 20 US-Bundesstaaten, über 110 Großstädten, davon 51 Metrolpolregionen und weit über Tausend US-Unternehmen (darunter 60 der größten US-Konzerne), die in Bonn am 14. November 2017 eine Erklärung abgegeben haben, „America‘ s Pledge“ vertreten von Michael Bloomberg, Ex-Bürgermeister von New York, dass sie im Pariser Klimaabkommen bleiben wollen und für sich das Abkommen auch umsetzen werden, weil sie von der Notwendigkeit überzeugt sind.

Sie alle zusammen vertreten:

  • 56% aller Amerikaner
  •  60% des Brutto-Inlandsproduktes der USA
  • 40% der gesamten US- Treibhausgasverursacher

Und sie haben angekündigt, dass sie die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens erfüllen wollen, egal, ob die US-Bundesregierung unter Präsident Trump da mitmacht, oder nicht. Eine solche Großbewegung hat es in den USA wohl noch nie gegeben und auch das macht Anleger nachdenklich, weil die Ziele dieser Koalition ganz klar die schnelle Reduzierung der Treibhausgase und der schnelle Übergang auf regenerative Energieversorgung sind. Die 20 Einzelstaaten wollen schnellstens eigene Gesetze erlassen, die die Obama-Inhalte in ihren Landesgrenzen weiter gültig halten und so die Erleichterungen der Trump-Administration für die Förderindustrie in ihren Staatsgebieten unwirksam werden lassen.

Die Freigabe des Offshore-Gürtels vor den Küsten der US-Bundesstaaten für die Förderung von Kohlenwasserstoffen durch Präsident Trump wird allerdings keine großen Folgen haben, denn die betroffenen Bundesstaaten lehnen mit großer Mehrheit die Aufhebung der Schutzsperre der Obama-Regierung ab. Sie fürchten um die Küstenfischerei, um die Gefährdung der Natur und der Küsten durch Unfälle und Störungen und insgesamt um die Beeinträchtigung des Tourismusgeschäftes an ihren Küsten.

Der zuständige Minister, Bryan Zynke, hat entsprechende ablehnende Bescheide erhalten.

 

Volker Fritz

im AK Fracking Braunschweiger Land

 

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