Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika zum Jahreswechsel 2016/2017: weiter Belebung in den USA, kräftiger Rückgang in Kanada zum Jahresende.

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Volker H.A. Fritz                               Wolfenbüttel, den 06.01.2017  VF

Heute berichte ich zum Zeitraum  Dezember 2016  vom 10.12.2016 bis zum 06.01.2017.

Die zum Jahreswechsel 2016/2017 im Einsatz befindlichen Bohrtürme in den USA und Kanada, nach den Baker-Hughes fortlaufenden Listen, zeigen für Dezember/Januar eine für den Jahreswechsel nicht untypische Beruhigung der Aktivitäten in Nordamerika.

Gegenüber der Zunahme um insgesamt 110 Bohrtürme im Vormonatszeitraum stieg in den Wochen zum Jahreswechsel und in der ersten Januarwoche 2017  ihre Zahl mit insgesamt nur 16 weiteren Reaktivierungen kaum an.

Der vorsichtige Optimismus wegen der über 55.- EUR/barrel angezogenen Ölpreise hat sich in den vergangenen Wochen verfestigt, nachdem die Rohölpreise zum, Jahreswechsel auf 56,50 USD/barrel für Sorte BRENT und bis zum 04.01.2017 sogar zeitweilig 57,70 USD/barrel BRENT erreichten.

In der Fachpresse ist man sich nicht ganz einig, wie es weiter gehen wird. Einige Kommentatoren meinen, dass die OPEC-Beschlüsse vom November 2016 bereits physische Auswirkungen haben können. Das erscheint jedoch eher unwahrscheinlich weil weltweit zu viel Rohöl in Tankern zwischenlagert. Dieses Überangebot drückt auf die Preise. Es erscheint eher zutreffend, dass spekulative Aufkäufe von freien Spotmengen – in Erwartung bald höherer Preise – jetzt zum Anziehen der Notierungen  geführt haben.

Die Zunahme in Nordamerika gegenüber Dezember beträgt insgesamt knapp 2 Prozent wobei in den USA die Zunahme mit 41 Bohrtürmen nur gering zurück geht, dagegen in Kanada durch massive Stilllegungen die Zahl der Bohrtürme im Einsatz wieder gesunken ist.

In den USA lag dabei das Schwergewicht weiterhin auf Ölbohrtürmen, während in Kanada in diesem Zeitraum Öl- und Gasbohren etwa gleichwertig liegen.

Hier noch einmal die Gesamtübersicht der Entwicklungen der letzten Monate:

Juni 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 50 Türme + 14 Öl + 22 Öl
+ 3 Gas + 11 Gas
Juli 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 67 Türme + 41 Öl + 12 Öl
+ 0 Gas + 14 Gas
August 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 48 Türme + 39 Öl + 17 Öl
– 10 Gas Gas + 2 Gas
September 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 26 Türme + 9 Öl + 10 Öl
+ 7 Gas + 0 Gas
Oktober 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 64 Türme + 16 Öl + 15 Öl
+ 14 Gas + 19 Gas
November 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 40 Türme + 20 Öl – 1 Öl
+ 10 Gas + 12 Gas
Dezember 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 110 Türme + 46 Öl + 29 Öl
+ 10 Gas + 25 Gas
Dez./Januar 2017 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 16 Türme + 34 Öl – 13 Öl
+ 7 Gas -12 Gas

 

Insgesamt wurden im Berichtsmonat Dezember 16 Bohrtürme wieder aktiviert. Der Abbau der Bohrkapazitäten in den USA geht vereinzelt in einigen Förderfeldern noch in geringem Umfang weiter, die Mehrzahl der aktiven Förderfelder weist jedoch geringe bis leichte Zunahmen der Bohraktivitäten aus. In diesem Berichtszeitraum liegen die stärksten Zunahmen in den Bundesstaaten Texas (+ 24), New Mexico (+7) und Oklahoma (+6).

Der inzwischen auf Preise zwischen 55 und 60 USD/barrel gestiegene Rohölpreis lässt gerade bei den zahlreichen Firmen Hoffnung aufkeimen, die sich finanziell übernommen haben und ihre Schuldzinsen nicht oder nicht in vollem Umfang begleichen können. Sie stehen kurz vor der Insolvenz und am Markt will ihnen niemand weitere Kredite gewähren. Viele Milliarden Verluste durch faule Kredite mit Frackingfirmen haben Anleger vorsichtig werden lassen. Die Förderer sehen mit Bangen der Ölpreisentwicklung in den nächsten Wochen entgegen. Sollte sich die Preisanhebung wieder einglätten, wenn die Wintermonate zu Ende gehen, wird die Insolvenzwelle unter den US-Firmen weiter gehen.

Die Fracking-Ölförderer in den USA, die bisher überlebt haben, bemühen sich weiterhin nach Kräften, ihre Produktionskosten noch weiter zu senken.

International ist der Rückgang der Bohrtürme im November 2016 zum Stillstand gekommen, nach einem kontinuierlichen Rückgang  von 1.350 im Mai 2014 auf 925 im November 2016 mit einer leichten Zunahme von 5 Stück im asiatisch-pazifischen Raum und 10 Stück in Europa bei Rückgang in Mittelost.

Weiterhin ist genug Rohöl weltweit im Angebot und die Speicher sind mit bereits gefördertem Rohöl voll. Weitere Millionen to Rohöl lagern in Schiffstanks auf Reede vor den großen Handelsplätzen und warten auf möglichst günstige Kontrakte auf Spotmengen. Das drückt weiter die Spotpreise, trotz der zum Teil schon eingetretenen Verringerung der US-Ölproduktion und der weiter von der EIA prognostizierten Abnahme bis Jahresende 2016 auf unter 4 Mio barrels /Tag gesamt und weiterer Verringerung über das Jahresende hinaus. Die OPEC-Staaten fördern ab Januar 2017 mit 3,5 Prozent reduzierter Förderung und Russland, obwohl nicht OPEC-Mitglied, hat sich der Gruppe angeschlossen und auch eine spürbare Reduzierung seiner Ölförderung angekündigt. Im Lichte vergangener OPEC-Entscheidungen, die dann von den Mitgliedern doch nicht eingehalten wurden, sind Energie-Fachleute weiterhin skeptisch, ob die Umsetzung des OPEC-Beschlusses vom 29.11.2016 Bestand haben wird.

Dem gegenüber steht auf der Abnehmerseite für Rohöl weiterhin das reduzierte Wachstum der großen asiatischen Volkswirtschaften, wodurch sich der Bedarf an Öl und LNG-Erdgas erheblich abgeschwächt hat. Eine Änderung ist zur Zeit weiterhin nicht absehbar. Dieser erhebliche Minderverbrauch und die deutlich abgeschwächten Importmengen an Rohöl in die USA, dank der Fracking-Förderung von Öl in den USA, wirken sich ebenfalls preisdämpfend aus. Eine deutliche Preiserhöhung für Rohöl zu höheren Preisen wird bis weit in 2017 hinein nicht erwartet. Auch die IEA schätzt die Entwicklung so ein.

Gegenüber September 2014 hat sich im Dez./Januar 2017 ergeben, einschließlich Offshore und Bohraktivitäten im Golf von Mexiko:

USA von 1931 vermehrt auf 665 Stück (Dezember 624) = -65,6 % zu 9/2014
Kanada von 429 vermindert auf 205 Stück (Dezember 230) = -52,2 % zu 9/2014

 

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für USA:

Öl von 1592 vermehrt auf 532 Stück (Dezember 498) = -66,6 % zu 9/2014
Gas von 338 vermindert auf 205 Stück (Dezember 230) = -61 % zu 9/2014

 

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für Kanada:

Öl von 246 vermindert auf 104 Stück (Dezember 117) = -58,7 % zu 9/2014
Gas von 183 vermindert auf 100 Stück (Dezember 112) = -45,4 % zu 9/2014

 

Die Ankündigungen der Öl- und Gasförderfirmen im Fracking-Bereich in den vergangenen Wochen lassen aus den USA erkennen, dass trotz der noch immer problematischen Lage optimistische Untertöne verstärkt sind. Die am teuersten produzierenden Shale-Gebiete wie Barnett liegen brach am Boden und die Service- und Infrastrukturen wurden abgebaut, aber andere haben wohl verstärkt begonnen, zum Jahreswechsel 2016/2017 wieder erste bzw. mehr Aktivitäten zu entfalten.

Die weiterhin katastrophale Lage bei den Gaspreisen in den USA mit 2, 60 USD/mmBtu und teils noch darunter, bei Produktionskosten, die mehrfach höher sind, macht die Erdgasproduktion weiterhin zum Verlustbringer. Auch der begonnene LNG-Export nach Südamerika, Asien und Europa, von den USA aus, bringt keine Gewinne sondern ist nach wie vor verlustbringend.

Eine generelle Trendwende ist in den USA bezüglich des Fördergeschäftes weiterhin noch nicht in Sicht, wenn sich auch die Kostenschwelle erheblich verringert hat.
Immerhin hat der starke Anstieg der Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika gezeigt, dass es der OPEC bisher nicht gelungen ist, die Fracking-Industrie in den USA und in Kanada als Wettbewerber auszuschalten.
Das Volumen der trotz Wintereinbruch und Jahresend-Unterbrechung in den USA wieder in Betrieb genommenen Bohrtürme im Berichtszeitraum zeigt, dass diese Industrie in Nordamerika sehr schnell reaktiviert werden kann, sobald die Marktverhältnisse für die Kohlenwasserstoffe sich verbessern.

Im Übrigen verweise ich auf meine Ausführungen in den vorhergegangenen Berichten zu den Monaten Mai bis Dezember 2016

Volker Fritz
im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land

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