Europäische Erdgasvermarkter wollen sich unter die Rockschöße der erneuerbaren Energien schleichen, um ihren künftigen Absatz zu sichern.

Die europäischen Gaslieferanten rechnen sich bessere Überlebenschancen aus, wenn sie Verbundlösungen mit den Erneuerbaren propagieren und CCS-Entwicklung anbieten.

Im Portal „naturalgaseurope.com„, der Marketing-Plattform der europäischen Erdgasvermarkter, hat am 21.03.16 Monsieur Mouton, Geschäftsführer von GasNaturally einen Beitrag veröffentlicht:
„Die Kombination von Gas mit den Erneuerbaren Energien kann das Energie-Wunder ergeben“.

Kommentar zum Inhalt:
Es ist schon erstaunlich, mit welcher Unverfrorenheit die Vordenker der europäischen Gasabsatzlobby Fakten verdrehen und ihre Propaganda als unumstößliche Wahrheit anbieten.
1.) Es stimmt nicht, dass Erdgas schon zu Verringerungen der Emissionen und zur Verbesserung der Luftqualität geführt hat.
2.) Es ist nicht wahr, dass die Emissionsreduzierung in den USA durch den Wechsel zu mehr Erdgasverbrauch erreicht wurde. Die Reduzierung ist zu über 90% begründet in der veränderten Wirtschafts- und Konsumaktivität in den USA, durch die Finanzkrise 2008/2009.
2a) Die vermehrte Fracking-Erdgasproduktion hat zu einem Anstieg der Methan-Emissionen über den USA um 30% geführt und somit einen Grad der Atmosphärenschädigung bewirkt, der viel höher ist, als hätte man die Energieerzeugung durch Steinkohleverbrennung weiter betrieben.
3.) Durch massive Lobby-Arbeit in Brüssel haben die Gasvermarkter es geschafft, dass dort angenommen wird, dass bis 2040 der Erdgasverbrauch gesteigert wird, obwohl die absoluten Verbrauchszahlen der EU seit Jahren sinken. Der EU wird angeraten, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass künftig Kombinationen  von Erdgasnutzung und Erneuerbaren in Partnerschaften möglich werden.
3a) Sie haben sogar die Unverfrorenheit anzubieten, den Einsatz  von CCS als Lösung zur Erreichung des „Energie-Wunders“ mit entwickeln zu wollen.
4.) Die Verbrennung der Kohle in der EU wird kritisiert, mit der Anmerkung, dass Erdgas ja nur halb so viel CO2 bei der Verbrennung produziere und viel weniger gefährliche Partikel absondere, als bei Kohleverbrennung. Kein Wort wird erwähnt von den massiven Quecksilberemissionen durch die Gasverbrennung, ebenso nicht von dem Methan Emissionen, die die Atmosphäre stark schädigen, mehr als Kohle-, mehr als Erdölverbrennung.
Die Bedrohung der Gesundheit der Menschen in den Fördergebieten wird unerwähnt gelassen.
5.) Die EU wird aufgefordert, ein klares Signal zu setzen, dass Erdgas in ihrem Energiemix auch künftig einen Absatzmarkt haben wird. Ein solches Signal benötigten die Investoren heute, dann würden sie auch in Ausgaben für die Zukunft des Gasnetzes investieren. Eine klare Umstellung -weg von der Kohle – hin zum Gas – würde ein solches Signal sein, auf das die Erdgaslobby warten würde.
Anmerkung:
Natürlich wird mit keinem Wort erwähnt, dass Erdöl als Primärenergie-Quelle viel weniger schädlich produziert und verbrannt wird als Erdgas, weil praktisch keine Methanemissionen bei Öl anfallen. Vielmehr wird überall kundgetan, dass Erdöl in der Zukunft eine auslaufende Rolle haben werde. Das ist aber reines Wunschdenken der Erdgasanbieter. Und die EU und auch Deutschland sollten, so lange noch fossile Brennstoffe benötigt werden, immer die Option der Erdölnutzung offen halten. Nur so könnte künftigen rabiaten Preiserhöhungen der internationalen Gaslobby begegnet werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass das „billige“ Erdgas aus den USA durch manipulativ herbeigeführte Überproduktion an Fracking-Erdgas entstand.
Seite 2009 wird Erdgas in den USA mit großen Verlusten vermarktet. Unsere europäischen Erdgaspreise sind zurzeit zu niedrig, um mittels US-LNG (Flüssigerdgas)eine Versorgung aufzuziehen. Dabei entstehen große Verluste für die Lieferer.
Eine deutliche Erhöhung des Gaspreisniveaus in der EU käme daher vielen Teilnehmern zupass. Auch der deutsche Staat würde durch Steueraufschläge kräftig mitverdienen.

Letztendlich aber wäre es der europäischen Endverbraucher, der dann die Zeche zu bezahlen hat.

Volker Fritz

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