Weiterer Abwärtstrend der Bohrtürme in USA und Kanada

Heute berichte ich zum Zeitraum  24.03.2016 bis 29.04.2016.
Volker Fritz im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land

Die im April 2016 im Einsatz befindlichen Bohrtürme in den USA und Kanada, nach den Baker-Hughes fortlaufenden Listen zeigen weiter eine fortgesetzte Abwärtsentwicklung an.

Auch in Kanada geht der Abbau der Bohrkapazitäten lebhaft weiter, trotz des Absturzes im März 2016, natürlich nunmehr zahlenmäßig von dem bereits drastisch reduzierten Volumen ausgehend.

Der Abbau der Bohrkapazitäten in den USA geht zügig weiter, im Monat April um weitere 9,5% , weit überwiegend im Ölbereich. In Kanada gibt es im April gegenüber März einen Rückgang um weitere 33%, dieses Mal jedoch überwiegend im Gasbereich. Noch ganze 36 Bohranlagen in ganz Kanada sind aktiv, gegenüber 429 im September 2014. Damit sind in Kanada die Bohraktivitäten fast vollständig zum Erliegen gekommen.

International zeichnet sich auch ein allmählicher weiterer Rückgang ab, weil bei den derzeitigen Rohölpreisen (z. Zt. immerhin leicht erholt bei 45 USD/barrel Brent) die Förderung in vielen Regionen nicht lohnt und daher der Aufschluss neuer Vorkommen keinen Sinn macht. Es ist genug Rohöl weltweit im Angebot. Öltankerflotten mit vielen Millionen to Rohöl ankern vor den großen Handelsplätzen Rotterdam, Shanghai, Tokio, New York, Los Angeles und drücken mit ihrem riesigen Angebotsvolumen die Großhandelspreise, so dass es weiterhin nicht absehbar ist, wann die Rohölpreise sich wieder stabilisieren können. Ein weiteres Treffen von 18 großen Ölförderländern, mit dem Ziel durch Reduktion des Fördervolumens das Angebot zu verringern, ist erneut ergebnislos verlaufen.

Gegenüber September 2014 hat sich im Februar 2016 ergeben, einschließlich Offshore und Bohraktivitäten im Golf von Mexiko:

USA von 1931 verringert auf 420 Stück = -78,3%
Kanada von 429 verringert auf 37 Stück = -91,4%

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für USA:

Öl von 1592 verringert auf 332 Stück = -79,2%
Gas von 338 verringert auf 87 Stück = -74,3%

Die Abnahme im April 2016 in den USA erfolgte am deutlichsten im Bundesstaat Texas mit 24 Bohrtürmen, alle übrigen Förderstaaten waren mit kleinen Abnahmen beteiligt.

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für Kanada:

Öl von 246 verringert auf 10 Stück = -96%
Gas von 183 verringert auf 26 Stück = -85,8%

Die Ankündigungen der Öl- und Gasförderfirmen im Fracking-Bereich in den vergangenen Wochen lassen die problematische Lage immer deutlicher erkennen.

Jetzt geht auch Schlumberger, der weltgrößte Service-Konzern im Bereich der Öl- und Gasförderung, aufgrund der dort gesammelten Informationen zur internationalen  Marktentwicklung, von einer sich fortsetzenden Schrumpfung der Geschäftsaktivitäten in den nächsten Monaten aus. Es ist daher auch mit noch weiterer Einschränkung der Bohr- und Frackaktivitäten zu rechnen.

Continental Resources, Chesapeake und Whiting reduzieren ihre Aktivitäten im Feld drastisch und reduzieren auch die Ölproduktion. Rex Tillerson , CEO von ExxonMobil, hat am 05.03. erklärt, dass es zur Zeit keinen Sinn  mache, in die Produktion von Shale Öl zu investieren.

Die Rockefeller Familie hat am 22.03.16 in Houston ihren vollständigen Rückzug aus den fossilen Brennstoffen angekündigt und die Veräußerung ihrer Anteile an ExxonMobil.

Die Financial Times berichtet am 23.03.16 zum Themenkreis Öl- und Gasförderung:

Wegen steigender Befürchtungen, Ausfälle ihrer Geldanlagen erleben zu müssen, haben in den letzten zwei Jahren Anleger insgesamt 2.300 Milliarden USD aus  dem Öl- und Gasgeschäft abgezogen. Diese Erhebung umfasst die 300 größten Öl- und Gasförderunternehmen der USA. Durch den Ölpreisverfall haben Inhaber von Schuldverschreibungen 150 Mlliarden USD Verluste gehabt. Die Kapitalaufnahme-Rate durch die Öl- und Gasfirmen ist in der letzten Dekade massiv angestiegen. 2006 waren es noch 1.100 Milliarden USD, 2014 waren es 3.000 Milliarden USD, also fast verdreifacht. Und die größten Zunahmen erfolgten bei den unabhängigen Förderfirmen im US-Shale-Geschäft. Doch auch Staatsunternehmen erlitten Verluste: Pemex (Mexiko), Petrobras (Brasilien) und CNPC (China).

Auch europäische Banken haben 200 Milliarden USD im US-Shale -Geschäft investiert.

Die ersten 6 US-Förderunternehmen in diesem Jahr stehen schon vor der Zahlungsunfähigkeit, die Kreditzinsen ihrer aufgenommenen Gelder können sie nicht mehr aufbringen.
Finanzberater haben schon die Erwartung für 2016 geäußert, dass wohl etwa 175 der Fracking-Förderunternehmen der USA Konkurs anmelden werden müssen, nach 68 in 2015.  Das würde bedeuten, dass etwa ein Drittel aller Fracking-Förderer in den USA 2016 aufgeben werden.

Volker Fritz

im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land

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