Bericht zum August 2019: Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika

Berichtszeitraum 10. August bis 13. September 2019

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Im Berichtszeitraum nahm die Zahl der im Einsatz befindlichen Bohrtürme deutlich ab.
Nach insgesamt 88 stillgelegten Bohrtürmen im Februar, 99 im März, 37 im April und einer leichten Zunahme im Mai um 27 Türme, einer Abnahme um 3 Türme im Juni und um 1 Turm im Juli nahm sie im August in dem 5-wöchigen Zeitraum um 54 Türme ab.
Diese Abnahme ergab sich durch eine weitere kräftige Stilllegung von Ölbohrtürmen und in geringerem Maß von Gasbohrtürmen in den USA bei nur geringer Abnahme in Kanada.
Die Zahl der Türme in den USA sank auf 886 und in Kanada auf 134 Stück.

In Summe bleibt damit das Einsatzvolumen in Nordamerika zunehmend deutlich unter der bereits im Februar 2018 erreichten Zahl von insgesamt 1.293 Türmen.

Die Rohölpreise auf WTI-Basis notierten am 14.12.2018 bei 51,20, sackten dann bis zum Jahreswechsel auf 46,32 USD/barrel ab und stiegen danach wieder kontinuierlich bis auf 53,34 USD/barrel an und bis Ende Frbruar auf 58,34 USD/barrel. Zur Zeit werden 64,47 USD/barrel gehandelt. Damit lagen die erzielbaren Marktpreise für US-Fracking-Öl wieder über der Rentabilitätsschwelle von ca. 60 USD/barrel für US-Fracking-Öl. Im Verlauf des April gaben die WTI-Notierungen aber wieder leicht nach auf 61,99 USD/barrel und auch im Mai fielen die Notierungen für WTI weiter auf 51,70 USD/barrel.
Die politisch bedingten Preiswetten auf Rohöl in den Juniwochen führten zum Preisanstieg für WTI-Rohöl auf 60,27 USD/barrel per 12.07.2019. Danach jedoch sackte der Preis wieder ab und stand am 10.08. bei 52,31 USD/barrel. Nach lebhaften zwischenzeitlichen Sprüngen lag er am 13.09. bei 55 USD/barrel.

Meine Kommentare zu den möglichen Markthintergründen sind dem Bericht zum Jahreswechsel vom 18.01.2019 zu entnehmen. Hinzu kommt, dass Russland jetzt einen sehr starken Einfluss auf die OPEC-Länder hat, obwohl es kein OPEC-Mitglied ist. Je nach dem Agieren Russlands auf der Rohölangebotsseite kann die OPEC-Politik wirkungslos werden. Entsprechend groß ist jetzt der Einfluss Präsident Putins auf die OPEC-Länder – besonders in Nah- und Mittelost.
Der weitgehende Rückzug der USA aus diesem Gebiet kommt Putin sehr gelegen.
Ein erster sichtbarer Erfolg ist Putin in der Türkei gelungen, indem Erdogan – gegen den ausdrücklichen Wunsch der NATO-Partner und besonders der USA, ein modernes russisches Raktenabwehrsystem beschafft, anstatt im NATO-System zu bleiben.
Die Türkei ist auf dem Weg, sich als NATO-Partner zu verabschieden, wodurch neue Konflikte heraufbeschworen werden dürften und die US-Stützpunkte in der Region nicht mehr sicher sein werden.
Der verschärfte Öl-Konflikt zwischen den USA und Persien, mit den Zwischenfällen am Persischen Golf in der Straße von Hormuz ist unberechenbar in seiner weiteren Entwicklung, da US-Präsident Trump den Persern den Öl-Exporthahn völlig zudrehen will. Das kann sehr schnell zu Lieferengpässen führen, wenn Persien die Passage „dicht“ macht, um sich gegen die Aggression der USA zu wehren.

Die Entwicklung in den USA und in Kanada verlief im August wieder unterschiedlich. In den USA nahm die Zahl der im Einsatz befindlichen Ölbohrtürme um 54 ab, in Kanada nur um 6.

Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang – mit erneuter Belebung zum Jahresbeginn 2019:

Monat
gesamt im Einsatz USA
Kanada
USA Rohölpreis WTI USD/barrel
Ende 71.17895822046,00

Ende 8
1.15794021746,81
Ende 91.15593522052,13

Ende 10
1.11591320251,94

Mitte 11
1.09088919254,27

3. Wo 11
1.11090720357,03
4. Wo 111.12391520856,18

15.12.17
1.16893023856,64

19.01.18
1.26193632563,72

16.02.18
1.29397531860,74

16.03.18
1.20999021960,85

13.04.18
1.1101.00811766,74

18.05.18
1.1291.0468371,50

15.06.18
1.1981.05913966,60

13.07.18
1.2511.05419770,60

17.08.18
1.2691.05721265,00

14.09.18
1.2811.05522670,30

12.10.18
1.2581.06319571,31

09.11.18
1.2771.08119661,59

14.12.18
1.2451.07117451,20
18.01.191.2591.05020952,32

15.02.19
1.2751.05122453,34
15.03.191.1871.02618158,34
12.04.191.0881.02266
64,47
10.05.191.051
988
6361,99
07.06.19 1.078 975 103
51,70
12.07.19 1.075 958 117
60,27
09.08.19 1.074 934
140
52,31
13.09.19 1.020 886
134
55,00

Insgesamt sind jetzt in Nordamerika 826 Bohrtürme und 194 Gasbohrtürme aktiv.

Die Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas (430), Oklahoma (76), New Mexico (108), Louisiana (58), North Dakota (55), Pennsylvania (36), Wyoming (36), Colorado (26), West Virginia (16) Kalfornien (17) und Ohio (11).

Den etwa 20-prozentigen Rückgang der Rohölpreise seit Mitte Oktober 2018 führen die Länder der OPEC-Gruppe auf das erhöhte Angebot in den Monaten ab Juli 2018 zurück und auf die hohen Förderquoten der USA. Auch die Entwicklung der Erdgaspreise auf der Basis Henry Hub spiegelt diese Entwicklung wider. Der Henry Hub Gaspreis ist nach zwischenzeitlich mehr als 4,60 USD/mmBtu und 2,811 USD/mmBtu Mitte Mai auf 2,94 USD/mmBtu stabil auf niedrigem Niveau, Mitte Juli Stand 2,88 USD/mmBtu. Seit Oktober stieg der Preis dann schrittweise bis 4,40 USD und fiel dann ab Mitte Dezember 2018 deutlich bis auf unter 3,00 USD. Am 07.06.2019 lag er bei 2,324 USD/mmBtu und fiel bis zum 20.06. auf unter 2,20 USD. Danach erfolgte ein leichter Anstieg bis auf 2,453 USD am 12.07.19 und bis zum 09.08.19 ein kontinuierlicher Rückgang bis auf 2,083 USD/mmBtu.
Zurzeit steht er bei 2,614 USD/mmBtu.

Die internationalen Bohraktivitäten verringerten sich um 24 Türme. 1.138 Bohrtürme werden weltweit im August im Einsatz außerhalb Nordamerika gemeldet.

Meine Kommentare zur gesamten politisch/strategischen Lage rund um die weltweite Kohlenwasserstoff-Förderung aus dem Bericht vom 18.01.2019 haben weiter Bestand.
Der Nachdruck, mit dem Präsident Trump persische Öllieferungen verhindern will und Persien unverholen wiederholt droht, kann jedoch noch allerhand Überraschungen in den nächsten Monaten auslösen. Die Perser haben erkennen lassen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen wollen. Wenn Trump dort etwas „vom Zaune bricht“, könnte das seiner Wiederwahl sehr schaden. Er hat den Heißsporn John Bolton, der ständig drängte, gegen den Iran militärische Aktionen zu fahren, aus dem Amt des obersten Militärberaters entlassen. Dennoch ist Lage so unsicher wie schon Jahrzehnte nicht.

Volker Fritz

im AK Fracking Braunschweiger Land

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