Bericht zum Monat Dezember 2017, Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika

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Berichtszeitraum 18. November 2017 bis 15. Dezember 2017

Im Dezember 2017 geht die Erholung nach dem Rückgang in den Vormonaten seit Ende Juli 2017 weiter. Im Berichtszeitraum erfolgte die Wiederinbetriebnahme von 45 Bohrtürmen, davon 34 zur Ölförderung und 11 zur Gasförderung. Die Rohölpreise WTI in den USA stiegen nicht mehr weiter, von Tagesschwankungen abgesehen. Die Erwartungen der Förderer in Nordamerika, dass der WTI-Ölpreis die 60-Dollar-Grenze pro barrel überspringen könnte, haben sich bisher nicht erfüllt.

Der Anstieg der US-Rohölpreise in den letzten 12 Wochen wirkte sich in den letzten sechs Wochen auf die Bohraktivitäten in Nordamerika aus. Die Zahl der Bohrtürme im Einsatz steigt wieder, hat jedoch bis zum 15. Dezember 2017 noch nicht ganz den Stand von Ende Juli 2017 wieder erreicht. Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang:

Monat
gesamt im   Einsatz  USA
 Kanada
 USA Rohölpreis   WTI  USD/barrel
  Ende 7      1.178   958     220         46,00
  Ende 8
     1.157   940     217         46,81
  Ende 9      1.155   935     220         52,13
 Ende 10
     1.115   913     202         51,94
 Mitte 11
     1.090   889     192         54,27
3. Wo 11
     1.110   907     203         57,03
4. Wo 11      1.123   915     208         56,18
 15.12.17
     1.168   930     238         56,64

 

Insgesamt sind jetzt in Nordamerika 881 Ölbohrtürme und 242 Erdgasbohrtürme aktiv.

Die Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas (457), Oklahoma (121), New Mexico (71), Louisiana (62), North Dakota (47), Pennsylvania (36), Colorado (33), Wyoming u.Ohio (je 26).

Die Zahl der Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika fiel also seit Ende Juli bis Mitte November von 1.178 auf 1.090.

Danach, bei einem um 24 Prozent gestiegenen WTI-Preis für Rohöl, dicht unter 60,00 USD/barrel, begann die Fracking-Ölförderung wieder lohnend zu werden. Und die Förderer haben gerade in den letzten Wochen wieder mehr Türme in Betrieb genommen. Von den 45 Bohrtürmen Zunahme im Berichtszeitraum entfielen 39 Stück auf die Ölförderung und 11 Stück auf die Gasförderung.

Ob der Ölpreis dieses Niveau halten wird bleibt abzuwarten. Erfahrungsgemäß werden zum Jahresende vermehrt Bohrtürme zur Instandhaltung stillgelegt und fallen dann aus den Meldungen von Baker Hughes, obwohl sie natürlich ihren Einsatz nur unterbrechen.

Das US-Statistik-Amt jedenfalls hat festgestellt, dass in diesem Herbst erstmals seit vier Jahren der gelagerte Ölvorrat der USA einen leichten Rückgang zu verzeichnen hat.
Diese Tatsache führe ich aber nicht auf reduzierte globale Produktion mit der Wirkung einer Verknappung des Angebotes zurück, sondern auf die Produktionsausfälle während der Hurricane-Tage im Oktober, die mehrere Großraffinerien im Raum Houston zu verzeichnen hatten, mit anschließenden Aufräumungsarbeiten, ehe wieder voll produziert werden konnte.

Es ist also eher damit zu rechnen, dass es nicht zu einer echten Verknappung des Angebotes kommen wird und dass die Rohölpreise sich wieder um  etwa 55.00 USD/barrel für WTI oder gar noch darunter einpendeln werden.

Die Situation der Kohlenstoff-Energiebranche wird aber von großen institutionellen Anlegern durchaus kritisch gesehen, weil der große Zuwachs bei den regenerativen Energien, gerade und auch in den USA, den fossilen Erzeugern Märkte wegnimmt.

So hat zum Beispiel gerade erst am 16. November 2017 der norwegische Sovereign Wealth Fund, der weltweit größte institutionelle Anleger mit einem Gesamtvolumen von 1.000 Milliarden USD öffentlich davon abgeraten, weiterhin in Papiere der Öl- und Gasförderung zu investieren. Ferner will man sich von Beteiligungen des Funds in diesem Sektor trennen. Im Besitz des Funds sind Öl- und Erdgasaktien der Konzerne Shell, BP, Chevron, ExxonMobil, Eni, Total, Lundin Petroleum und ein über 60-prozentiger Anteil an der norwegischen StatOil. Insgesamt hat man 37 Milliarden USD in diesem Bereich investiert, die man jetzt veräußern will.

Der Großturbinenmarkt zur Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen (Erdgas und Erdöl) ist global ebenfalls ins Straucheln gekommen. Es gibt global Kapazitäten für die Produktion von jährlich circa 400 großen Industrieturbinen, aber der Markt ist auf circa 110 Stück/Jahr geschrumpft.

Die beiden führenden Anbieter auf diesem Gebiet sind General Electric und Siemens. Sie haben dadurch jetzt riesige Probleme in diesen Bereichen. Siemens steht allerdings viel besser da, als GE. Dennoch wird Siemens 6,900 der etwa gesamt 13.000 Mitarbeiter weltweit entlassen, davon 3.000 in Deutschland. GE hat am 13. November 2017 verkündet, dass der Konzern „verschlankt“ werden soll und dass man die Bereiche Energie, Luftfahrttechnik und Gesundheit weiter führen wird, während alle anderen verkauft werden sollen. Die Dividende für 2017 wird halbiert und ähnliches für 2018 bereits angekündigt. Die Folge an der New Yorker Börse war ein 5,9-prozentiger Kursverlust . GE ist auch Mehrheitseigentümer von Baker Hughes. Dieses Geschäft soll ganz abgegeben werden.

Da sind also große Turbulenzen in den US-Märkten aufgetreten, die auch viele Anleger beunruhigen. Weitere Umwälzungen sind denkbar, denn auch die Rockefeller Familie ist aus dem fossilen Bereich ganz herausgegangen und die „Divestment-Bewegung“ in den USA hat an Stärke laufend zugenommen, die allen Anlegern dringend rät: „Legt Euer Geld nicht in fossilen Aktien an, es könnte verloren sein. Fossil ist gestern, die Zukunft ist regenerativ!“ Die Abkehr des Riesen GE aus dem Öl- und Erdgasgeschäft wird die Unsicherheit der Anleger noch vergrößern. Hinzu kommt die Koalition aus 20 US-Bundesstaaten, über 110 Großstädten, davon 51 Metrolpolregionen und weit über Tausend US-Unternehmen (darunter 60 der größten US-Konzerne), die in Bonn am 14. November 2017 eine Erklärung abgegeben haben, „America‘ s Pledge“ vertreten von Michael Bloomberg, Ex-Bürgermeister von New York, dass sie im Pariser Klimaabkommen bleiben wollen und für sich das Abkommen auch umsetzen werden, weil sie von der Notwendigkeit überzeugt sind.

Sie alle zusammen vertreten:

  • 56% aller Amerikaner
  • 60% des Brutto-Inlandsproduktes der USA
  • 40% der gesamten US Treibhausgasverursacher

Und sie haben angekündigt, dass sie die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens erfüllen wollen, egal, ob die US-Bundesregierung unter Präsident Trump da mitmacht, oder nicht. Eine solche Großbewegung hat es in den USA wohl noch nie gegeben und auch das macht Anleger nachdenklich, weil die Ziele dieser Koalition ganz klar die schnelle Reduzierung der Treibhausgase und der schnelle Übergang auf regenerative Energieversorgung sind. Die 20 Einzelstaaten wollen schnellstens eigene Gesetze erlassen, die die Obama-Inhalte in ihren Landesgrenzen weiter gültig halten und so die Erleichterungen der Trump-Administration für die Förderindustrie in ihren Staatsgebieten unwirksam werden lassen.

Die nächsten Monate bleiben sehr spannend.

Volker Fritz

im AK Fracking Braunschweiger Land

 

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