Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika im Februar 2017: Plötzliche Stagnation der Wiederinbetriebnahme

Foto: pixabay

Volker H.A. Fritz Wolfenbüttel, den 04.03.2017

Heute berichte ich zum Zeitraum  Februar 2017  vom 04.02.2017 bis zum 03.03.2017.

Die im Februar 2017 im Einsatz befindlichen Bohrtürme in den USA und Kanada, nach den Baker-Hughes fortlaufenden Listen, zeigen, nach der starken Belebung im Januar , eine Stagnation der weiteren Wiederinbetriebnahme. Gegenüber der Zunahme um 202 Stück in USA und Kanada im Januar werden für den Berichtszeitraum zusammen nur 19 weitere Reaktivierungen gemeldet.

International, in der übrigen Welt – liegen gegenüber dem Januar-Bericht noch keine neuen Zahlen vor.

Der vorsichtige Optimismus wegen der über 55.- EUR/barrel angezogenen Ölpreise hat sich im Februar wieder abgeschwächt, da die Rohölpreise bei 55,00 USD/barrel für Sorte BRENT blieben und nicht wie erwartet weiter anzogen.

In der Fachpresse ist man weiterhin sich nicht ganz einig, wie es weiter gehen wird. Es mehren sich aber die Stimmen, die das Geschäft im Verlauf des Jahres 2017 deutlich belebt erwarten.

Die Maßnahmen und Erlasse des U.S.-Präsidenten Donald Trump zu Gunsten der Fossilen Industrien werden tendenziell zu einer Belebung der Industrie und der Förderung in den USA führen, zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit  der Bürger. Die Reduzierung des Fördervolumens weltweit durch die OPEC-Beschlüsse im November 2016 und die gleichzeitige Ankündigung Russlands, auch seine Ölproduktion ab Anfang 2017 zu drosseln, werden dadurch zu einem großen Teil konterkariert werden.

Das kurzfristige Anziehen der Rohölpreise zum Jahreswechsel und Januar 2017 hat sich nicht verstetigt.

Es verfestigt sich daher die Annahme, dass spekulative Aufkäufe von freien Spotmengen – in Erwartung bald höherer Preise – zum Jahreswechsel und im Januar zum Anziehen der Notierungen  geführt haben.

Die Zunahme in Nordamerika gegenüber dem Januar 2017 beträgt nur knapp 2 Prozent wobei in den USA die Zunahme mit 27 Bohrtürmen als „ geringe weitere Belebung“ zu sehen ist, dagegen in Kanada die Stilllegungen im Gasbereich zu einer Abnahme um acht Bohrtürme führte, bei Null Veränderungen im Ölbereich. Der Ölbereich dominiert. Insgesamt wurden 26 Ölbohrtürme wieder aktiviert.

Hier noch einmal gerafft die Gesamtübersicht der Entwicklungen der letzten Monate:

 Juni 2016 gesamt USA Kanada
 Nordamerika  + 50 Türme  + 14 Öl + 22 Öl
+ 3 Gas + 11 Gas
November 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 40 Türme + 20 Öl – 1 Öl
+ 10 Gas + 12 Gas
Dezember 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 110 Türme + 46 Öl + 29 Öl
+ 10 Gas + 25 Gas
Dez./Jan.  2017 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 16 Türme + 34 Öl – 13 Öl
+ 7 Gas – 12 Gas
Januar 2017 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 202 Türme + 54 Öl + 93 Öl
+ 10 Gas + 45 Gas
Februar 2017 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 19 Türme + 26 Öl  0 Öl
+ 1 Gas – 8 Gas

 

Insgesamt wurden im Berichtsmonat Februar 19 Bohrtürme wieder aktiviert.

Der Abbau der Bohrkapazitäten in den USA geht in mehreren Bundesstaaten wieder weiter (Oklahoma, Wyoming, Ohio, Alaska), der Zuwachs im Februar erfolgte nur in Texas (+ 37).

Die Fracking-Ölförderer in den USA, die bisher überlebt haben, bemühen sich weiterhin nach Kräften, ihre Produktionskosten noch weiter zu senken und sich auf die lukrativsten Fördergebiete zu konzentrieren.

International liegen keine neuen Zahlen vor, es ist jedoch anzunehmen, dass es einen allmählichen weiteren Anstieg gibt, da verschiedene Erschließungsprojekte weiter voran getrieben werden und andererseits Persien mit aller Macht seine Produktions- und Lieferkapazitäten wieder auf- und ausbaut. Weiterhin ist genug Rohöl weltweit im Angebot. Das drückt die Spotpreise.

Dem gegenüber steht auf der Abnehmerseite für Rohöl weiterhin das reduzierte Wachstum der großen asiatischen Volkswirtschaften, wodurch sich der Bedarf an Öl und LNG-Erdgas erheblich abgeschwächt hat.

Eine grundsätzliche Änderung ist zur  Zeit weiterhin nicht absehbar. Eine deutliche Preiserhöhung für Rohöl zu höheren Preisen wird bis in die 2. Jahreshälfte 2017 nicht erwartet. Auch die IEA schätzt die Entwicklung so ein.

Gegenüber September 2014 hat sich im  Februar 2017 ergeben, einschließlich Offshore und Bohraktivitäten im Golf von Mexiko:

USA von 1931 vermehrt auf 756 Stück (Januar 792) = -60,9 % zu 9/2014
Kanada von 429 vermehrt auf 335 Stück (Dezember 343) = – 22 % zu 9/2014

 

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für USA:

Öl von 1592 vermehrt auf 609 Stück (Januar 583) = -62,8 % zu 9/2014
Gas von 338 vermehrt auf 146 Stück (Januar 145) = -57 % zu 9/2014

 

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für Kanada:

Öl von 246 gleichbleibend auf 197 Stück (Januar 197) = -20 % zu 9/2014
Gas von 183 vermindert auf 138 Stück (Januar 146) = -24,6 % zu 9/2014

 

Die Ankündigungen der Öl- und Gasförderfirmen im Fracking-Bereich in den vergangenen Wochen lassen aus den USA erkennen, dass trotz der noch immer problematischen Lage optimistische Untertöne verstärkt sind.

Die weiterhin katastrophale Lage bei den Gaspreisen in den USA mit 2,81 USD/mmBtu Ende Februar – nach 3,15 USD/mmBtu am 1. Februar 2017 Börse NYK, hält die Erdgasproduktion weiterhin in der Verlustzone, nachdem der kältebedingte Mehrbedarf abflaut. Auch der zunehmende LNG-Export nach Südamerika, Asien und Europa, von den USA aus, bringt keine Gewinne sondern ist nach wie vor verlustbringend. Die Investoren verfolgen jedoch langfristige Ziele. Da spielen zwei oder drei Jahre Verluste keine bedeutende Rolle, wenn dafür Absatzwege und Abhängigkeiten für späteren Bedarf etabliert werden können.

Der weitere Zuwachs an neuen LNG-Kapazitäten in 2017 könnte zu einer Stabilisierung der US-Gaspreise beitragen, wenn das Angebot im Henry-Hub nicht vergrößert wird.

Eine generelle Trendwende ist in den USA bezüglich des Fördergeschäftes weiterhin noch nicht in Sicht, wenn sich auch die Kostenschwelle erheblich verringert hat.

Ob die von Präsident Trump initiierte Wiederbelebung des Steinkohleeinsatzes in den USA für die Stromerzeugung eine große Wirkung entfalten kann, hängt letztendlich von der Höhe der Erdgas-Großhandelspreise ab. Frühere Erfahrungen zeigen, dass ab einem Henry-Hub-Großhandelspreis von etwa 4,00 bis 4,50 USD/mmBtu die Steinkohlefeuerung in Kraftwerken wieder günstiger ist.

Meiner Meinung nach werden viele Stromerzeuger doppelgleisig fahren. Sie haben beim Aufbau der neuen Gasturbinenkraftwerke ihre „Steinkohle-Möhrchen“ nicht verschrottet. Sollten die Gaspreise mittelfristig zu stark steigen, werden die Steinkohle-Kesselanlagen für die Grundlastabdeckung wieder angeworfen.

Im Übrigen verweise ich auf meine Ausführungen in den vorhergegangenen Berichten zu den Monaten Mai 2016 bis Januar 2017.

 

Volker Fritz
im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land

 

 

 

Beiträge ähnlichen Inhalts

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner