Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika im März 2017: Starker Rückgang der Bohrtürme in Kanada wird durch Zunahme in den USA nicht ausgeglichen!

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Volker H.A. Fritz                               Wolfenbüttel, den 31.03.2017

Heute berichte ich zum Zeitraum  März 2017  vom 04.03.2017 bis zum 31.03.2017.

Die im März 2017 im Einsatz befindlichen Bohrtürme in den USA und Kanada, nach den Baker-Hughes fortlaufenden Listen, zeigen, nach der starken Belebung im Januar , einer Stagnation der Wiederinbetriebnahme im Februar, jetzt einen deutlichen Rückgang.

Gegenüber der Zunahme um 202 Stück in USA und Kanada im Januar wurden für Februar zusammen nur 19 weitere Reaktivierungen gemeldet und jetzt, im März, ist sogar ein deutlicher Rückgang von minus 112 Bohrtürmen zu verzeichnen, wobei Kanada betroffen ist und die USA durch mäßige Zunahme den großen Rückgang in Kanada von minus 180 Bohrtürmen nicht ausgleichen.

International, in der übrigen Welt –hat nach den nun vorliegenden Februarzahlen – die Zahl der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegenüber dem Januar-Bericht im Februar um 8 Stück auf  941 Stück gering zugenommen.

Der vorsichtige Optimismus wegen der über 55.- EUR/barrel angezogenen Ölpreise hat sich im März noch weiter abgeschwächt, da die Rohölpreise im Verlauf von 55,00 USD/barrel für Sorte BRENT auf ca. 50,50 USD fielen und nicht, wie erwartet, weiter anzogen.

In der Fachpresse ist man weiterhin sich nicht ganz einig, wie es weiter gehen wird. Es mehren sich aber die Stimmen, die das Geschäft im Verlauf des Jahres 2017 deutlich belebt erwarten.

In den letzten Monaten seit Mitte Dezember 2016 bis zum 20.02.2017 sind die Konkurse von weiteren 98 Bohr- und Service-Firmen in den USA und in Kanada registriert worden, wobei die vergleichsweise geringen offenen Forderungen zeigen, dass es sich hierbei weit überwiegend um kleinere Firmen handelt.

Es zeigt sich, dass mit Jahresbeginn 2017 die Zahl der Konkurse deutlich gesunken ist, auf nur noch einige wenige pro Monat. Die Stabilisierungsentwicklung in den USA zeigt auch hier ihre Wirkung.

Insgesamt sind seit 2015 somit  312 Unternehmen in Nordamerika in Konkurs gegangen – mit einer Gesamt-Schuldensumme von 98,5 Mrd. USD

Die Maßnahmen und Erlasse des U.S.-Präsidenten Donald Trump zu Gunsten der fossilen Industrien werden tendenziell zu einer Belebung der Industrie und der Förderung in den USA führen, zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit  der Bürger. Die Reduzierung des Fördervolumens weltweit durch die OPEC-Beschlüsse im November 2016 und die gleichzeitige Ankündigung Russlands, auch seine Ölproduktion ab Anfang 2017 zu drosseln, werden dadurch zu einem großen Teil konterkariert. Saudi hat in der zweiten Hälfte Februar seine zurückgenommene Förderleistung wieder zu einem großen Teil aufgehoben und fördert wieder mehr. Das kurzfristige Anziehen der Rohölpreise zum Jahreswechsel und Januar 2017 hat sich nicht verstetigt.

Es verfestigt sich daher die Annahme, dass spekulative Aufkäufe von freien Spotmengen – in Erwartung bald höherer Preise – zum Jahreswechsel und im Januar zum Anziehen der Notierungen  geführt haben.

Das wieder vergrößerte Ölangebot, durch Saudi, durch den Iran und durch die Steigerung der US-Förderung führt erneut zu einem Fortbestand des Überangebotes an Rohöl in den Märkten. Das wird zu einer Fortdauer der Rohölpreise um 50 USD/ Barrel, oder gar darunter führen.

Der Rückgang der Bohrtürme in Nordamerika im März gegenüber dem Februar 2017 beträgt etwa 10 Prozent, wobei in den USA die Zunahme mit 68 Bohrtürmen als „ weitere Belebung“ zu sehen ist, dagegen in Kanada die Stilllegungen von 180 Bohrtürmen zu einer  Verringerung um 54 Prozent führte. 78 Prozent der Stillegungen in Kanada betrafen Öl, der Rest Gasbohrstellen.

Hier noch einmal gerafft die Gesamtübersicht der Entwicklungen der letzten Monate:

Juni 2016 gesamt USA Kanada
Nordamerika + 50 Türme + 14 Öl + 22 Öl
+ 3 Gas + 11 Gas
November 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 40 Türme + 20 Öl – 1 Öl
+ 10 Gas + 12 Gas
Dezember 2016 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 110 Türme + 46 Öl + 29 Öl
+ 10 Gas + 25 Gas
Dez./Jan. 2017 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 16 Türme + 34 Öl – 13 Öl
+ 7 Gas – 12 Gas
Januar 2017 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 202 Türme + 54 Öl + 93 Öl
+ 10 Gas + 45 Gas
Februar 2017 gesamt USA Kandada
Nordamerika + 19 Türme + 26 Öl 0 Öl
+ 1 Gas – 8 Gas
März 2017 gesamt USA Kandada
 Nordamerika -112 Türme   + 53 Öl – 142 Öl
  + 14 Gas – 38 Gas

 

Insgesamt wurden im Berichtsmonat März 180 Bohrtürme stillgelegt, alle Kanada. Der Abbau der Bohrkapazitäten in den USA kommt zum Stillstand. Die Zunahme im März konzentrierte sich auf die Staaten Oklahoma  + 20, Texas +19, Louisiana +8, North Dakota + 5. Der überwiegende Teil der U.S.-Zunahme lag im Ölbereich.

Die Fracking-Ölförderer in den USA, die bisher überlebt haben, bemühen sich weiterhin nach Kräften, ihre Produktionskosten noch weiter zu senken und sich auf die lukrativsten Fördergebiete zu konzentrieren.

International deutet sich ein geringer Anstieg an, da verschiedene Erschließungsprojekte weiter voran getrieben werden und andererseits Persien mit aller Macht seine Produktions- und Lieferkapazitäten wieder auf- und ausbaut. Weiterhin ist über genug Rohöl weltweit im Angebot, da die Förderung wieder über dem weltweiten Bedarf liegt und der Winter auf der Nordhalbkugel zu Ende ist. Das drückt die Spottpreise.

Dem gegenüber steht auf der Abnehmerseite für Rohöl weiterhin das reduzierte Wachstum der großen asiatischen Volkswirtschaften, wodurch sich der Bedarf an Öl und LNG-Erdgas erheblich abgeschwächt hat. Eine grundsätzliche Änderung ist zur  Zeit weiterhin nicht absehbar. Eine deutliche Preiserhöhung für Rohöl zu höheren Preisen wird bis in die 2. Jahreshälfte 2017 nicht erwartet. Auch die IEA schätzt die Entwicklung so ein.

Gegenüber September 2014 hat sich im  März 2017 ergeben, einschließlich Offshore und Bohraktivitäten im Golf von Mexiko:

USA von 1931 vermehrt auf 824 Stück (Februar 756) = -57,4 % zu 9/2014
Kanada von 429 vermindert auf 155 Stück (Februar 335) = – 64 % zu 9/2014

 

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für USA:

Öl von 1592 vermehrt auf 662 Stück (Februar 609) = -58,5 % zu 9/2014
Gas von 338 vermehrt auf 160 Stück (Februar 146) = -52,7 % zu 9/2014

 

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für Kanada:

Öl von 246 vermindert auf 55 Stück (Februar 197) = -77,7 % zu 9/2014
Gas von 183 vermindert auf 100 Stück (Februar 138) = -45,4 % zu 9/2014

 

Die Ankündigungen der Öl- und Gasförderfirmen im Fracking-Bereich in den vergangenen Wochen lassen aus den USA erkennen, dass trotz der noch immer problematischen Lage optimistische Untertöne verstärkt sind.

Die weiterhin katastrophale Lage bei den Gaspreisen in den USA mit 2,81 USD/ mmBtu Ende Februar – nach 3,15 USD/mmBtu am 01.02.17 Börse NYK, hat sich im März etwas erholt, mit Henry Hub Preisen von 3,19 USD/mmBtu zum Monatsende.

Dieses Preisniveau hält die U.S.-Erdgasproduktion weiterhin in der Verlustzone, nachdem der kältebedingte Mehrbedarf abgeflaut ist. Auch der zunehmende LNG-Export nach Südamerika, Asien und Europa, von den USA aus, bringt keine Gewinne sondern ist nach wie vor verlustbringend. Die Investoren verfolgen jedoch langfristige Ziele. Da spielen zwei oder drei Jahre Verluste keine bedeutende Rolle, wenn dafür Absatzwege und Abhängigkeiten für späteren Bedarf etabliert werden können.

Der weitere Zuwachs an neuen LNG-Kapazitäten in 2017 könnte zu einer Stabilisierung der US-Gaspreise beitragen, wenn das Angebot im Henry-Hub nicht vergrößert wird.

Eine generelle Trendwende ist in den USA bezüglich des Fördergeschäftes weiterhin noch nicht in Sicht, wenn sich auch die Kostenschwelle erheblich verringert hat.

Ob die von Präsident Trump initiierte Wiederbelebung des Steinkohleeinsatzes in den USA für die Stromerzeugung eine große Wirkung entfalten kann, hängt letztendlich von der Höhe der Erdgas-Großhandelspreise ab. Frühere Erfahrungen zeigen, dass ab einem Henry-Hub-Großhandelspreis von etwa 4,00 bis 4,50 USD/mmBtu die Steinkohlefeuerung in Kraftwerken wieder günstiger ist.

Meiner Meinung nach werden viele Stromerzeuger doppelgleisig fahren. Sie haben beim Aufbau der neuen Gasturbinenkraftwerke ihre „Steinkohle-Möhrchen“ nicht verschrottet. Der unter Obama verfügte Umbau der älteren Anlagen auf geringere Emissionen ist noch nicht umgesetzt gewesen, wegen verschiedener Klagen dagegen und durch die Aufhebung der Obama-Auflagen unter Trump können die alten Anlagen ungeändert weiter betrieben werden.

Sollten die Gaspreise mittelfristig zu stark steigen, werden die Steinkohle-Kesselanlagen für die Grundlastabdeckung wieder angeworfen und ihre hohen Umweltbelasung für die Menschen und die Umwelt fortsetzen. Ihre Schadwirkung auf die Atmosphäre wäre jedoch geringer als die der Erdgasverbrennung (diese Tatsache verschweigt die Gasindustrie hartnäckig).

Im Übrigen verweise ich auf meine Ausführungen in den vorhergegangenen Berichten zu den Monaten Mai 2016 bis Februar 2017.

Volker Fritz

im Arbeitskreis Fracking

Braunschweiger  Land

 

 

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