Die BGR nimmt völlig überzogenen Schiefergasschätzungen von 2012 endlich offiziell zurück – Überarbeitung der Studie förderbarer Kohlenwasserstoffe wird dreist zur Propaganda pro Fracking benutzt.

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Zuerst der eigentlich wichtige Inhalt der überarbeiteten BGR-Studie:

Die für „förderbar“ abgeschätzten Vorkommen an Kohlenwasserstoffen in Deutschland werden nun von der BGR wieder in die Bedeutungslosigkeit entlassen, aus der sie von ihr 2012 hervorgeholt worden waren. Jetzt werden die Vorkommen nur noch 29 %  so groß bewertet. Nun zeigt auch die BGR auf, dass diese Vorkommen es eigentlich nicht wert sind, sie überhaupt zu fördern, da sie nur ein kurzes Intermezzo sein können.

Hier der Zahlenvergleich:

2012:

    6,8 Billionen m3 bis 22,6 Billionen m3 Erdgas unkonv. Vorkommen
    Annahme der BGR: davon 10% förderbar ca. 0,7 bis ca. 2,3 Billionen m3 max. förderbar
    gemittelt 1,3 Billionen m3 max. förderbar (geschätzt)

2016:

    max. 6,5 Billionen m3 Erdgas unkonv. Vorkommen ab 1.000 m Tiefe
    trotzdem werden für Schiefergas max. 0,8 Billionen m3
    förderbar geschätzt von der BGR, das ist jedoch völlig illusorisch

Die Geologie hat sich ja nicht verändert, also ist es angebracht, so zu rechnen wie schon 2012:

    Annahme wie 2012 , davon 10% förderbar = 0,65 Billionen m3 max.
    theoretisch förderbar, davon gemittelt 50 % = 0,325 Billionen m3

Es bleiben also bei gleicher Vorgehensweise wie von der BGR in 2012 theoretisch nur 325 Milliarden m3 Gas förderbar übrig bei einem Jahresverbrauch Deutschlands von ca. 90 Milliarden m3. Damit sind alle Fracking-Projekte in Deutschland generell verlorene Investitionen, weil die tatsächlich förderbaren Gasmengen ja viel zu gering sind.

Hinzu kommt noch, dass die BGR bei ihren Potentialberechnungen keinerlei Abstriche macht für Wasserschutzgebiete, Bergbau-bedingte Sperrflächen, geschlossene Wohngebiete, Infrastrukturflächen, Wasserläufe und Stauseen und deren Zuläufe (soweit aus ihnen Wasser zur Trinkwasserherstellung entnommen wird), große Aquifere aus denen Grundwasser für Trinkwasser entnommern wird (Beispiel „Rotenburger Rinne“, Beispiel Halterner Seen) und Naturschutzgebiete, aber auch Industrie-Komplexe.

Und nun zur Pro-Fracking-Propaganda der von Prof. Dr. Kümpel geleiteten BGR:
Es ist schon eine unverfrorene Maßnahme, die eigentlich blamable Rücknahme der 2012 viel zu hoch eingeschätzten förderbaren unkonventionellen Kohlenwasserstoffe aus deutschem Boden in eine Werbeunterlage für den Einsatz von Fracking in Deutschland umzufunktionieren. All zu deutlich ist hier erkennbar, dass der Einfluss der Förderindustrie groß ist.

Es ist eine blanke Ignoranz der täglich in den USA ablaufenden Vorgänge, auf die wir schon wiederholt hingewiesen haben. Die BGR, vertreten von Prof. Kümpel, behauptet zum Beispiel – wider besseres Wissen -in dem Bericht der WELT, dass die „brennenden Wasserhähne“ nichts mit Fracking zu tun hätten, obwohl schon im Jahr 2000, und wiederholt erst kürzlich, der Nachweis geführt wurde, dass es eben doch Produktionsgas aus der Tiefe ist, das an den Leitungen hochsteigt und sich oberflächennah im Boden verteilt.

Die Gefahr der durch Fracking selbst hervorgerufenen Erdbebeben, die gerade durch Ereignisse in den USA dokumentiert sind, versucht, die BGR herunterzuspielen.

Ob „Erdbeben“ jedoch vom Fracking-Vorgang selbst, oder später durch das Verpressen der großen Mengen an Abfallflüssigkeiten auftreten, ist letztendlich unerheblich. Wird die Fracking-Förderung in Deutschland zugelassen, ist mit mehr induzierten Erdbeben zu rechnen, auch mit Amplituden deutlich über 3,0 Richter.

Zur „Gefährdung der Bevölkerung“ ist in den USA längst genügend ermittelt worden, weshalb der Bundesstaat New York auch in seinem Territorium Fracking verboten hat. Und bei uns gibt es auch Gebiete mit vielen Geschädigten aus der Gas- und Öl- Förderung. Da ist zum Beispiel die Altmark mit dem ehemaligen Förderbetrieb VEB Erdgas, dessen Mitarbeiter zu Hunderten schwer geschädigt wurden und krankheitsbedingt eine stark verkürzte Lebenserwartung haben. Viele sind schon verstorben. Dann sind da die „Hotspots“ mit einer Häufung seltener Blutkrebse in Niedersachsen in Fördergebieten wie Samtgemeinde Bothel, Stadtgebiet Rotenburg, Samtgemeinde Steimbke und Gemeinde Rodewald. Die Verdachtsmomente, dass die Ursachen dieser Krebshäufungen mit der vorherigen Förderung in Zusammenhang stehen, sind groß, denn auch in den USA und in Kanada sind an Förder- und Verarbeitungsplätzen Anwohner mit den gleichen Blutkrebsarten belastet. Die giftigen Emissionen, die krebserregende Substanzen weit tragen, werden bisher von der Förderindustrie abgeleugnet und von den Geologen ignoriert. Das passiert ja über der Erde. Und dass es keine gibt, ist die schlichte Unwahrheit.

Und dass das „Grundwasser nicht gefährdet“ sein soll, ist geradezu grotesk. In den USA werden Hunderte Brunnenzerstörungen öffentlich zugegeben und viele Tausende zerstörte weitere Brunnen werden wegen der Geheimhaltungsverträge der Förderfirmen mit den Grundbesitzern nicht öffentlich. Doch die vielen großen Außentanks für Trinkwasser neben den Häusern, die von den Fördergesellschaften regelmäßig befüllt werden, sind deutliche Zeichen.

Niemand kann die Druckausbreitung im Untergrund bei bis zu 1.500 bar Druck wirklich kontrollieren. Die ganzen Rechenspiele sind Erklärungsversuche, mehr nicht. Und wie die Geologie an der Stelle der beabsichtigten hydraulischen oder anderen Druckbeaufschlagung zur Zerbröselung des Trägergesteins wirklich beschaffen ist, stellt sich erst im Nachhinein heraus.

Und dann sind da noch allein in Niedersachsen 32.000 Altbohrungen der Kohlenwasserstoff-Förderung, über deren genauen heutigen Zustand die zuständige Aufsichtsbehörde LBEG keine Aussagen machen kann.

Und nun noch einmal zum Begriff „heimische Förderung“:
Auch Professor Kümpel sollte allmählich begriffen haben, dass es „heimisch“ nicht in Deutschland gibt. Es gibt Förderunternehmen, die das Gas fördern und dazu vorher eine Genehmigung eingeholt haben, verbunden mit der Zahlung einer
„Förderabgabe“ pro Volumeneinheit an das Bundesland des Förderstandortes. Das geförderte Gas ist dann kein „heimisches“ oder „deutsches“ Gas, sondern es ist Exxon-Gas, Wintershall-Gas, Suez-Gas usw. und diese Firmen verfügen uneinge-schränkt über seinen Besitz. Sie sind börsennotierte Unternehmen, die ihre Erträge maximieren. Daran ist nichts „heimisch“.

Und ganz zum Schluss:
„Einfluss der Klimaerwärmung“ ist für Prof. Kumpel kein erwähnenswertes Thema in diesem Zusammenhang. Obwohl ihm bewusst sein müsste, dass wir heute keineswegs davon ausgehen dürfen, dass Deutschland insgesamt die gleichen häufigen und recht gleichmäßigen Niederschläge behalten wird, wie wir sie bis jetzt kennen. Deshalb ist es um so wichtiger, dass unsere möglicherweise künftig noch viel kostbarere Ressource „trinkbares Grundwasser“ nicht wegen eines insgesamt so geringfügigen zusätzlich ausbeutbaren fossilen Bodenschatzes riskiert wird, zumal Beschädigungen in den allermeisten Fällen irreparabel sein werden.

Volkswirtschaftlich betrachtet ist das Befürworten der Fracking-Förderung das Verschleudern von Volksvermögen und die Gefährdung unserer Trinkwasserversorgung.

Volker Fritz 1-1 20.01.16

http://www.welt.de/wirtschaft/energie/article151159123/Bundesanstalt-erklaert-Fracking-fuer-unbedenklich.html

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