Glückwünsche der etwas anderen Art

In Steinitz in der Altmark feierte man mit einem Festakt 50 Jahre Gasförderung in diese Region. Neben lobenden Worten über die gelungene Zusammenarbeit zwischen Förderfirma (jetzt Neptune Energy) und den Bürgern erklärte man, dass man hier trotz rückläufiger Vorkommen an der Erdgasförderung weiterhin festhalten wolle. Zu Zeiten der DDR hat diese Region einen großen Teil des Energiebedarf der gesamten DDR abgedeckt.

Neptune Energy zeigt sich heute verantwortlich für den geordneten Rückbau der aufgegebenen Förderstellen und der Giftmüllgrube in Brüchau. Großzügig wurde eine Geldspende in Höhe von 2.500 Euro der Kinder- und Jugendfeuerwehr Salzwedels übergeben – 2.500 Euro nach mehr als 25 Jahren förderabgabenfreier Gasförderung – dass man sich nicht schämt, dies überhaupt bekannt zu machen!

https://www.volksstimme.de/lokal/salzwedel/rueckblick-erdgas-sorgt-fuer-aufschwung/

übernimmt überwiegend den PM-Text von Neptune Energy, hier zu vergleichen

https://www.neptuneenergy.de/en/news/50-jahre-erdgasforderung-in-der-altmark/

Die Veranstaltung von Neptune Energy sollte Harmonie und freundliches Miteinander vermitteln und man blendete naturgemäß alle negativen Begleiterscheinungen aus.

Dies veranlasste die Bürgerinitiative

Saubere Umwelt & Energie Altmark

Glückwünsche der etwas anderen Art öffentlich zu überbringen, in denen das, was Neptune ausblendet, sichtbar wird.

Der Offene Brief an Neptune Energy und die Presse:

Glückwunsch den Ingenieuren zu ihrer Pionierleistung!

Glückwunsch den Arbeitern auf der Bohrstelle, die beim Rohrewechseln im Quecksilber standen und mit Gehirn- und Nervenschäden bis heute überlebt haben.

Glückwunsch GdF-Suez und Neptune-Energy, die deren Ansprüche auf Anerkennung und Entschädigung für toxische Erkrankungen bis auf ganz wenige Ausnahmen 50 Jahre lang abwimmeln konnten.

Glückwunsch, dass Sie es 30 Jahre lang geschafft haben, die Sanierung der mit Giften gefüllten über 600 Bohrschlammgruben, die bis zur „Wende“ einfach nur zugeschoben wurden, zu vergessen. 

Gottseidank kümmert sich seit kurzem ein Arbeitskreis von LAF (Landesamt für Altlastenfreistellung), BI (Bürgerinitiative -Saubere Umwelt und Energie -Altmark), Bauernverband und Umweltamt um deren Sanierung, die Sie dann mit nur 10% mitfinanzieren werden. 

Glückwunsch, dass Sie auch den „Silbersee“ bei Brüchau trotz Entzugs der wasserrechtlichen Erlaubnis im Jahr 2001 noch bis 2012 mit hochtoxischen Stoffen befüllt und es bis heute geschafft haben, seine Sanierung hinauszuzögern. 

Glückwunsch, dass Sie sich beim Aufspüren von Havarien der inzwischen maroden Leitungen für Lagerstättenwasser auf aufmerksame Altmärker verlassen können, bevor Ihr Leitungsüberwachungssystem den Druckabfall anzeigt. 

Glückwunsch, dass Sie die Pläne zur CO2-Verpressung nach öffentlichem Druck aufgegeben haben. 

Glückwunsch, dass Sie durch das bis vor einigen Jahren angewandte Fracking praktisch dessen Verbot durch die Landesregierung wegen unabwägbarer Umweltschäden erwirkt haben. 

Ja, zur DDR-Zeit haben Sie Tausenden Arbeit gegeben, aber auch unter Inkaufnahme vieler Schädigungen für Menschen und Umwelt. Heute beschäftigen Sie noch 70 Personen. 

Bei einer Jubiläumsfeier sollte man auch den Mut haben, die Schattenseiten klar zu benennen. Doch Ihren Geldgebern 

  • China Investment Corporation (49%)
  • The Carlyle Group (30,6%)
  • CVC Capital Partners (20,4%)

hätte das wahrscheinlich nicht gepasst. Diese sind an Gewinnzahlen, nicht an Aufrichtigkeit interessiert.

Feiern Sie sich, rückwärtsgewandt, weiter, bis die Zukunft Sie mit sauberen erneuerbaren Energien einholen wird! 

Oder: Nehmen Sie sich Usedom und Märkisch Buchholz zum Vorbild auch für die Altmark. Dort haben Sie Ihre Gas- und Ölförderabsichten nach heftigem Widerstand der Bevölkerung aufgegeben. Beseitigen Sie in der Altmark die von Ihnen erzeugten Altlasten und lassen Sie die 20% Restgas im Boden!

Mit nachdenklichem Gruß

i. A. Dr. Ernst Allhoff 

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