Veranstaltung der DUH (Deutschen Umwelt Hilfe) mit dem Ecologic Institute, Washington, USA, am 11.09.15 in Rotenburg

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Samantha Rubright, MPH, CPH, Manager of Communications & Partnerships, FracTracker Alliance zusammen mit Volker Fritz vom AK Fracking Braunschweiger Land

 

Versuch mit dem Fracking-Widerstand ins Gespräch zu kommen

Etwa 50 Personen nahmen an dem von der DUH im Ratssaal von Rotenburg veranstalteten Treffen mit Vorträgen zum Thema „Gesundheitsgefahren durch die Öl- und Gasförderung“ teil, darunter die Mitglieder zahlreicher BIs von Gegen Gasbohren aus der Region, aber auch sogar aus Hamburg, Südost-Niedersachsen und Hessen.

Der in den Einladungen der DUH betitelte Zweck des Gedankenaustausches zwischen US-Experten und Fracking-Widerständlern in Deutschland konnte nur bedingt erfüllt werden, da der Vertreter des “Ecologic Institute” aus Washington nur über allgemeine Kenntnisse zum Thema verfügte. Seine Organisation bezeichnet sich als „Denkfabrik“, die bei Transformationsprozessen im Energiebereich begleitend und beratend tätig wird. Er berichtete, dass in den USA zu Gesundheitsfolgen der Fracking-Förderung bisher kaum belastbare Ergebnisse vorlägen und dass die Erforschung von seltenen Krebsen gar noch ganz am Anfang stehe. Er hatte sich zwei junge Leute der US-Organisation „Frac-Tracker Alliance“ mitgebracht, die Informationen und Daten über die Fracking-Aktivitäten in den USA gesammelt, bewertet und veröffentlicht haben.

Über ihre Organisation, die aus dem Hochschulbereich in Pennsylvania kommt und dann ausgegliedert wurde, führten beide Referenten aus, dass sie politisch und wirtschaftlich neutral tätig sei. Frac-Tracker betrachte sich als wissenschaftlichen Begleiter der Fracking-Förderung in den USA, nicht als Fracking-Kritiker. Beide Referenten von Frac-Tracker haben an Erfassungs- und Bewertungs-aktionen vor Ort in Pennsylvania und in Kalifornien teilgenommen, so ihre Ausführungen.

Der Ecologic-Repräsentant übersetzte deren Vortragsinhalte ins Deutsche.

In der Diskussion nach ihren Vorträgen zeigte sich dann aber schnell, dass ihnen Wissen in der Breite fehlte. Sie verwiesen immer wieder auf die auf der homepage von „Frac-Tracker Alliance“ öffentlich zugänglichen Statistiken und Untersuchungsergebnisse, die man dort abrufen könne.

Auf unsere Fragen zu Kalifornien und der dortigen Dürre bekamen wir die Antwort, dass dort trotzdem weiter gefrackt und Wasser dafür in erheblichem Umfang verbraucht werde.

Kathrin Otte vom Gemeinnützigen Netzwerk für Umweltkranke (GENUK) e.V., das ebenfalls Mitglied bei „Gegen Gasbohren“ ist, stellte in ihrem Vortrag die Schwerpunkte bisher bekannt gewordener Gesundheitsschädigungen von Anwohnern und Mitarbeitern deutscher Fördergebiete vor.

Die gehäuft aufgetretenen seltenen Krebsarten bei Männern im Fördergebiet Rotenburg/Wümme, speziell in der Samtgemeinde Bothel und im Stadtgebiet Rotenburg, sind ernstzunehmende Hinweise, dass es einen Zusammenhang mit der dortigen langjährigen Erdgasförderung geben könnte.

Der eindeutige Beweis muss nun erbracht werden. Zeitraubend und erschwerend dabei ist , dass krebsauslösende Substanzen erst nach einer langen Inkubationszeit zu Krebsbildungen im Körper führen. Zehn und mehr Jahre können vergehen, ehe der Krebs sich manifestiert. Nur bei Kindern kann es auch eher sein.

Um einmal die richtige Relation der Krebshäufungen darzustellen, zeigte Frau Otte eine Folie mit der Häufigkeit hämatologischer Krebserkran-kungen von Männern pro 100.000 Neuerkrankungen für verschiedene Regionen. Und da stehen dann die SG Bothel und das Stadtgebiet Rotenburg, vor Sottrum, ganz oben, auch im internationalen Vergleich (siehe Abbildung).

K.Otte_14.09.15_Inzidenz hämatologische Erkrankungen Männer aus Vortrag Rotenburg-1_11.09.15

K.Otte_14.09.15_Inzidenz hämatologische Erkrankungen Männer aus Vortrag Rotenburg-1_11.09.15

Erhöhte Krebszahlen des blutbildenden Systems wurden auch in der Nachbarschaft eines Kohlenwasserstoff-Verarbeitungszentrums in Alberta, Kanada, festgestellt, wo Anwohner mit den Emissionen zu kämpfen haben.

Ferner berichtete Kathrin Otte auch über die Erlebnisse vieler Betroffener in der Altmark in Sachsen-Anhalt im ehemaligen Fördergebiet Salzwedel. Zu DDR-Zeiten war dieses Gebiet die zweitgrößte europäische Erdgas-Förderregion. Die hochgradigen Quecksilbervergiftungen vieler Mitarbeiter, in Verbindung mit der gleichzeitigen hohen Belastung durch Schwermetalle und Radionukleide, führte zu stark verringerten Lebenserwartungen mehrerer hundert Mitarbeiter des Förderbetriebes, verbunden mit mehr oder minder schweren Erkrankungen mit zunehmendem Alter. Mehr als 130 dieser Personen sind bereits verstorben.

Seitens der DUH wurde das Interesse an einem weiteren Meinungsaus-tausch allgemein geäußert, um eine bessere Vernetzung zu erreichen. Die bereits bestehende Vernetzung im Zusammenschluss „Gegen Gasbohren“ wurde dabei ignoriert.

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