RWE DEA: Verklappen im Trinkwasserschutzgebiet wieder aufgenommen

Lange Zeit störte sich niemand daran, dass RWE DEA im Trinkwasserschutzgebiet nahe Völkersen seine mit Benzol und Schwermetallen kontaminierten Abfälle aus der Gasförderung in einer Versenkbohrung entsorgte.

Eingestellt wurde die Praxis, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen über Jahre ungeeignete Rohre verwendete, die mehrere Kilometer Boden und Grundwasser mit Benzol vergifteten. Durch die Rohre wurde das bei der Gasförderung anfallende Lagerstättenabwasser von den Bohrplätzen zur Versenkbohrung bei Völkersen transportiert. Die Dekontaminierung wird noch Jahre dauern. Alles Benzol wird dabei nicht entfernt werden können. Die erlaubten Grenzwerte wurden um das bis zu 39.000-fache überschritten.

Mit dem Verbot der Nutzung der Rohrleitungen und heftiger Kritik an der Entsorgung in einem Trinkwasserschutzgebiet, wich RWE DEA auf eine weitere Versenkbohrstelle nahe Wittorf im Kreis Rotenburg aus. Täglich mehrere LKW Ladungen voll.

Am vergangenen Wochenende wurde auch diese Versenkbohrstelle stillgelegt, nachdem es aus bislang unbekannten Gründen zu einem Feuer kam. Über mehrere Stunden war nicht bekannt, ob dabei giftige Stoffe in der Umgebung freigesetzt wurden.

Mangels Alternativen wurde nun die Versenkbohrstelle im Trinkwasserschutzgebiet bei Völkersen wieder in Betrieb genommen. Zusätzlich zu den Abwässern aus dem Bereich Völkersen werden dort nun auch die Abwässer aus dem Kreis Rotenburg entsorgt. Dabei soll es laut Berichten der Kreiszeitung (noch nicht online verfügbar) zur Überschreitung der erlaubten Einpressmenge kommen. RWE DEA sieht keinen Grund, die umstrittene Verpressung einzustellen. Alternativen dazu gibt es bislang nicht. Möglich wäre die deutlich teurere Entsorgung als Industrieabfall mit entsprechender Behandlung, doch davor schreckt die Gasindustrie – unter anderem auch ExxonMobil, Wintershall und Gas de France – bislang zurück.

Kontaminierte Abwässer. Entsorgung in Trinkwasserschutzgebieten. Ungeklärte Brände. Sperrungen wegen Angst vor Vergiftung der Bevölkerung. Überschreitung von Einpressmengen. Jahrelange Dekontaminationsmaßnahmen…

All dies zeigt, wie fragil das System Gasförderung in Deutschland ist. Sollte es zu einem großflächigen Ausbau der unkonventionellen Gasförderung kommen, werden sich die Mengen der zu entsorgenden Abwässer noch vervielfachen. Lösungen dafür sind noch in weiter Ferne.

Quelle: http://www.nofracking.de/medien/Artikel82.htm

Author

Jörn Krüger

Jörn Krüger ist Software Entwickler und engagiert sich in verschiedenen Organisationen, die Internet und bürgerliches Engagement verbinden.

Im Oktober 2010 begann er mit dem Blog unkonventionelle-gasfoerderung.de, auf dem aktuelle und internationale Nachrichten, Meinungen und Berichte zur unkonventionellen Gasförderung veröffentlicht werden. Als informierter Laie schreibt er Gastbeiträge, informiert über Fracking und steht als Gesprächspartner für Parteien und Institutionen zur Verfügung. Zum Thema kam er, als ExxonMobil im September 2010 ankündigte, in seinem Wohnort Nordwalde nach unkonventionellen Gasvorkommen zu bohren. Nach wenigen Stunden Recherche über die weltweiten Folgen von Fracking und dem geringen Informationsstand auf allen Ebenen der Entscheidenden in Politik und Wirtschaft war für ihn klar, dass hier Handlungsbedarf besteht.

Beiträge ähnlichen Inhalts

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner