Die Europäische Union hat sich – zu Recht – sehr ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt.1 Darüber hinaus hat das Europäische Parlament Ende 2019 den Klimanotstand ausgerufen. 2 Der „Grüne Deal“ und das „Europäische Klimagesetz“ sollen ebenfalls bald vorgestellt werden.3
Von einigen Seiten wird fossiles Gas in der Debatte um Klimaschutz und Energiewende als klimafreundlicher und grüner Energieträger oder als Brücke zu den erneuerbaren Energien bezeichnet. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind jedoch eindeutig und weisen nachdrücklich daraufhin, dass fossiles Gas massiv zur Klimaerwärmung beiträgt und die Klimabilanz im gesamten Lebenszyklus genauso schlecht wie die von Kohle ist.4
Im Zeitraum 10 – 13 Februar wird das Europäische Parlament erneut über die Liste der „Vorhaben im gemeinsamen Interesse“5 (Englisch: Projects of Common Interest, abgekürzt PCI) abstimmen. Diese Vorhaben sollen zur Verwirklichung der energie- und klimapolitischen Ziele der EU beitragen, d. h. eine Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger mit nachhaltiger Energie sowie die langfristige Umstellung auf eine Wirtschaft mit geringen CO2-Emissionen gemäß dem Übereinkommen von Paris garantieren.6
Ohne die Erfüllung dieser Vorgaben dürfen Projekte nicht auf die PCI-Liste gesetzt werden und damit grundsätzlichen Anspruch auf öffentliche Fördermittel und beschleunigte Umweltverträglichkeitsprüfungsvefahren erhalten.
Während der Sitzung des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie am 17.10.2019 gab der stellvertretende Generaldirektor DG ENER Klaus-Dieter Borchardt zu, dass die EU Kommission – entgegen den eigenen Vorgaben – niemals eine Klimaverträglichkeitsprüfung für die fossilen Gasprojekte auf der Liste durchgeführt habe.7
Eine aktuelle Studie zur vierten PCI-Liste verdeutlicht, dass Europa keine neue Gasinfrastruktur braucht, um die Energieversorgungssicherheit zu gewährleisten. Der Bericht warnt eindringlich vor dem berechtigten Risiko, dass bis zu 29 Milliarden Euro für die unnötigen Gasprojekte auf der aktuellen Liste verschwendet werden könnten.8
Die Förderung des Ausbaus bzw. des Neubaus von Gasinfrastruktur mit einer Lebenszeit von 30 – 50 Jahren mit öffentlichen Mitteln bzw. rechtliche Ausnahmen zur Reduzierung oder Befreiung von der Steuerlast riskiert das Kreieren von Lock-In-Effekten über Zeitpunkt der vollständig benötigten Dekarbonisierung hinaus bzw. generiert „Investitionsruinen“ mit der möglichen Folge einer neuen Finanzkrise. Der Ausbau von zusätzlichen Infrastrukturen für Gas (wie z.B. Pipelines oder LNG-Terminals) und den Gebrauch von Gas als Rohstoff für die petrochemische Industrie muss verhindert werden, um das Entstehen von Lock-In-Effekten bei der Nutzung fossiler Energieträger zu vermeiden.
Kommentar, Politik, PressemitteilungenKommentare deaktiviert für Bericht zum Dezember 2019: Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika
Jan042020
Berichtszeitraum 07.12. 2019 bis 03.01.2020
Von unserem Redaktionsmitglied Volker H.A. Fritz Wolfenbüttel, den 04.01.2020
Im Berichtszeitraum nahm die Zahl der im Einsatz befindlichen Bohrtürme weiter deutlich ab. Im Dezember reduzierte sich die Zahl der im Einsatz befindlichen Türme um weitere 56 Stück. Allerdings sind hier auch Ausstiegszeiten zum Jahresende mit enthalten, weil dann die Bohrfirmen gern ihre Anlagen generalüberholen oder generalchecken lassen. In wieweit dieser Einfluss in diesem Jahr von Bedeutung ist, wird sich an den Zahlen Ende Januar 2020 ablesen lassen. Dann werden generalüberholte Anlagen schon wieder im Einsatz sein. Nach dem derzeitigen Zahlenbild nahm die Gesamtzahl der eingesetzten Türme seit Februar 2018 um über 30% der Gesamtbohrkapazität ab.
Die
Dezember-Abnahme ergab sich durch eine weitere Stilllegung von
Ölbohrtürmen in Kanada. Die Zahl der Türme in den USA sank auf 796
und in Kanada auf 53 Stück. In Summe bleibt damit das Einsatzvolumen
in Nordamerika zunehmend deutlicher unter der bereits im Februar 2018
erreichten Zahl von insgesamt 1.293 Türmen. Die Rohölpreise auf
WTI-Basis notierten am 14.12.2018 bei 51,20. Am 08.11.2019 lagen sie
bei 56,39 USD/barrel und notierten am 06.12.19 bei 56,32 USD/barrel.
Derzeit notieren sie bei 62,80 USD/barrel.
Der Drohnen-Angriff der USA in der Nacht vom 02.auf den 03.01.2020 – auf Anordnung von Präsident Trump – führte zur Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani. Damit sind alle bisherigen Überlegungen zu einer möglichen Entwicklung in Nah- und Mittelost unter Einbindung des Irans Illusion geworden. Die Lage hat sich krisenhaft verschärft und die iranische politische Führung hat Vergeltung angekündigt. Bei unglücklichem weiterem Agieren des Präsidenten Trump ist ein Flächenbrand nicht auszuschließen, der für die USA sehr nachteilig werden kann, denn der Iran wird nicht in einem „klassischen“ Krieg gegen die USA antreten, sondern mit vielen Nadelstichen in vielen Gebieten der Erde aktiv werden.
Die OPEC hat am 06.12.19 eine drastische Kürzung der Ölförderung auf ihrer Sitzung beschlossen. 500.000 barrel/Tag sollen in den nächsten Monaten weniger produziert werden. Man will die Marktpreise nach oben stabilisieren. Nach Abschätzungen der IEA (Intern. EnergieAgentur) produziert die OPEC zur Zeit über dem internationalen Bedarf und das drückt die Ölpreise. Allerdings reicht die beschlossene Kürzung nach Ansicht der IEA nicht aus um die Überproduktion zu beseitigen. Dazu müsste noch stärker reduziert werden, zumal der weltweite Rohölbedarf in der ersten Hälfte 2020 ebenfalls abnehmend beurteilt wird.
Die IEA hält es für möglich, dass beide Einflüsse auf den Rohölpreis sich im Ende aufheben werden und dass die Preiserhöhungsabsicht der OPEC ins Leere laufen könnte. Zudem bleibt zu bedenken, dass die USA die Rohölförderung ganz kurzfristig durch die Fracking-Förderung im Volumen erhöhen können, wenn die Weltmarktpreise wieder Gewinne erlauben, während die OPEC in dieser Hinsicht vergleichsweise schwerfällig ist.
Die
Entwicklung in den USA und in Kanada verlief im November
unterschiedlich, wobei Kanada mit der starken Rücknahme seiner
Ölfördertürme im Einsatz den Löwenanteil des Rückganges im
Dezember verursachte.
Nachfolgend
noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017
eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben
hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang – mit
erneuter Belebung zum Jahresbeginn 2019 und kontinuierlichem Rückgang
seit März bis Dezember 2019:
Monat/
Jahr
gesamt
im Einsatz
in
Nordamerika
USA
Kanada
US
Rohölpreis WTI USD
/ barrel
30.07.17
1178
958
220
46
30.09.17
1155
935
220
52,13
31.10.17
1115
913
202
51,94
15.11.17
1090
889
192
54,27
30.11.17
1123
915
208
56,18
15.12.17
1168
930
238
56,64
19.01.18
1261
936
325
63,72
16.02.18
1293
975
318
60,74
16.03.18
1209
990
219
60,85
13.04.18
1110
1008
117
66,74
15.06.18
1198
1059
139
66,6
13.07.18
1251
1054
197
70,6
14.09.18
1281
1055
226
70,3
12.10.18
1258
1063
195
71,31
09.11.18
1277
1081
196
61,59
14.12.18
1245
1071
174
51,2
18.01.19
1259
1050
209
52,32
15.02.19
1275
1051
224
53,34
15.03.19
1187
1026
161
58,34
12.04.19
1088
1022
66
64,47
10.05.19
1051
988
63
61,99
07.06.19
1078
975
103
51,7
12.07.19
1075
958
117
60,27
09.08.19
1074
934
140
52,31
13.09.19
1020
886
134
55
11.10.19
1002
856
146
54,6
08.11.19
957
817
140
56,39
06.12.19
937
799
138
56,32
03.01.20
881
796
85
62,8
Insgesamt
sind jetzt in Nordamerika 697 Ölbohrtürme und 181 Gasbohrtürme
aktiv.
Die
Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas(403), New
Mexico(104), Louisiana (58), North Dakota(50),
Oklahoma(51), Wyoming (25), Pennsylvania(24), Colorado(22),
Kalifornien (14), West Virginia(16) u. Ohio(11).
Den
etwa 20%igen Rückgang der Rohölpreise seit Mitte Oktober 2018
führen die Länder der OPEC-Gruppe auf das erhöhte Angebot in den
Monaten ab Juli 2018 zurück und auf die hohen Förderquoten der USA.
Auch die Entwicklung der Erdgaspreise auf der Basis Henry Hub
spiegelt diese Entwicklung wider. Der Henry Hub Gaspreis ist nach
zwischenzeitlich mehr als 4,60 USD/mmBtu und 2,811 USD/mmBtu Mitte
Mai auf 2,94 USD/mmBtu stabil auf niedrigem Niveau, Mitte Juli Stand
2,88 USD/mmBtu. Seit Oktober stieg der Preis dann schrittweise bis
4,40 USD und fiel dann ab Mitte Dezember 2018 deutlich bis auf unter
3,00 USD. Am 07.06.2019 lag er bei 2,324 USD/mmBtu und fiel bis zum
20.06. auf unter 2,20 USD. Danach erfolgte ein leichter Anstieg bis
auf 2,453 USD am 12.07.19 und bis zum 09.08.19 ein kontinuierlicher
Rückgang bis auf 2,083 USD/mmBtu. Am 13.09. stand er bei 2,614
USD/mmBtu und am 08.11. lag er bei 2,772 USD/mmBtu. Am 06.12. lag er
bei 2,427 USD/mmBtu und wird zur Zeit bei 2,130 USD/mmBtu notiert,
das bedeutet zunächst weiterhin „ruhiges Geschäft zu
nicht-kostendeckenden Preisen im Henry Hub“. Davon profitiert nur
das LNG-Geschäft mit Erdgas-Exporten nach Übersee. Um Geld zu
verdienen müssten die Gaskonzerne 6 – 7 USD/mm Btu im Henry Hub
erzielen.
Aber:
der Mordanschlag auf den iranischen General birgt so viel politische
Brisanz in sich, dass alle bisherigen Entwicklungen – besonders im
Rohölmarkt – in nächster Zeit eine völlig andere Richtung und
Dynamik entwickeln, als das bisher vorstellbar schien.
Die
internationalen Bohraktivitäten verringerten sich um 34 Türme.
1.096 Bohrtürme werden weltweit im Dezember 2019 im Einsatz
außerhalb Nordamerika gemeldet. Meine Kommentare zur gesamten
politisch/strategischen Lage rund um die weltweite
Kohlenwasserstoff-Förderung aus dem Bericht vom 18.01.2019 haben
weiter Bestand, jedoch mit dem Vorbehalt, dass Persien Aktivitäten
entwickeln wird, um den USA auf den verschiedensten Gebieten zu
schaden. Das kann zur Folge haben, dass auch die Länder der EU in
diesem Konflikt Stellung beziehen müssen, was sie bisher wachsweich
vermieden haben.
Am
14.09.2019 erfolgte der Raketenangriff auf die größte der
saudischen Raffinerien, der zu dem Ausfall von über 50% der
saudischen Ölproduktion führte. Der Iran wird als Verursacher
angesehen. Am 11.10.2019 erfolgte der „Zwischenfall“ im Roten
Meer vor der saudischen Küste, nahe Dschidda. Ein iranischer Tanker
wurde, nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Irna von 2
Raketen getroffen und 2 Laderäume wurden beschädigt. Das Schiff
blieb aber manövrierfähig und hat mit geändertem Kurs das Rote
Meer verlassen.
Die
Perser haben erkennen lassen, dass sie sich nicht einschüchtern
lassen wollen. Wenn Trump dort etwas „vom Zaune bricht“, könnte
das seiner Wiederwahl sehr schaden, denn er hat sich großsprecherisch
als „Friedenspräsident“ gegenüber seinen Stammwählern
vorgestellt, der „unsere amerikanischen Jungs“ nach Hause holt.
Nun muss er auch liefern. Doch Trump hat wiederholt dem Iran gedroht
und Stimmung gemacht. Wegen der Botschaftsbedrohung in Bagdad hat
Trump zusätzlich Tausende US-Soldaten in den Nahen Osten und nach
Saudi-Arabien verlegen lassen, um die US-Präsenz wieder zu
verstärken. Nun hat Trump am 02.01.2020 agiert und damit zugleich
seine Position in dem Konflikt entscheidend geschwächt, denn gegen
80 Mio Iraner kann er einen offenen Krieg kaum mit einfachen Mitteln
gewinnen.
Die
Rohölspekulanten warten nur auf die erste Chance, um die Preise
massiv anzuheben, obwohl es noch keine Ölknappheit gibt. Der
aktuelle Rohölpreis in den USA mit 62,80 UDS/barrel für WTI-Öl
zeigt, dass es noch keine wirkliche Verknappung gibt.
Im
Berichtszeitraum nahm die Zahl der im Einsatz befindlichen Bohrtürme
weiter ab. Nach insgesamt 88 stillgelegten Bohrtürmen im Februar, 99
im März, 37 im April und einer leichten Zunahme im Mai um 27 Türme,
einer Abnahme um 3 Türme im Juni und um 1 Turm im Juli nahm sie im
August um 54 Türme, im September um 18, im Oktober um 45 und im
November 20 Türme ab. Seit
Februar 2018 nahm die Gesamtzahl der eingesetzten Türme um 356 Stück
ab. Das entspricht ca. 27% der Gesamt-Bohrkapazität.
Die November-Abnahme ergab sich durch eine weitere Stilllegung von Ölbohrtürmen und in geringerem Maß von Gasbohrtürmen in den USA bei gleichzeitig fast konstantem Einsatz in Kanada. Die Zahl der Türme in den USA sank auf 799 und in Kanada auf 138 Stück. In Summe bleibt damit das Einsatzvolumen in Nordamerika zunehmend deutlicher unter der bereits im Februar 2018 erreichten Zahl von insgesamt 1.293 Türmen.
Die
Rohölpreise auf WTI-Basis notierten am 14.12.2018 bei 51,20, sackten
dann bis zum Jahreswechsel auf 46,32 USD/barrel ab und stiegen
danach wieder kontinuierlich bis auf 53,34 USD/barrel an und
bis Ende Frbruar auf 58,34 USD/barrel. Zur Zeit werden 64,47
USD/barrel gehandelt. Damit lagen die erzielbaren Marktpreise für
US-Fracking-Öl wieder über der Rentabilitätsschwelle von ca. 60
USD/barrel für US-Fracking-Öl. Im Verlauf des April gaben die
WTI-Notierungen aber wieder leicht nach auf 61,99 USD/barrel und auch
im Mai fielen die Notierungen für WTI weiter auf 51,70 USD/barrel.
Die
politisch bedingten Preiswetten auf Rohöl in den Juniwochen führten
zum Preisanstieg für WTI-Rohöl auf 60,27 USD/barrel per 12.07.2019.
Danach jedoch sackte der Preis wieder ab und stand am 10.08.bei 52,31
USD/barrel. Nach lebhaften zwischenzeitlichen Sprüngen lag er am
13.09. bei 55 USD/barrel und am 11.10. bei 54,60 USD/barrel. Am
08.11. lag er bei 56,39 USD/barrel und notiert zur Zeit bei 56,32
USD/barrel.
Meine Kommentare zu den möglichen Markthintergründen sind dem Bericht zum Jahreswechsel vom 18.01.2019 zu entnehmen. Hinzu kommt, dass Russland jetzt einen sehr starken Einfluss auf die OPEC-Länder hat, obwohl es kein OPEC-Mitglied ist. Es wird inzwischen von der „OPEC +“ gesprochen (einschließlich Russlands). Entsprechend groß ist jetzt der Einfluss Präsident Putins auf die OPEC-Länder – besonders in Nah- und Mittelost. Der weitgehende Rückzug der USA aus diesem Gebiet kommt Putin sehr gelegen.
Ein
erster sichtbarer Erfolg ist Putin in der Türkei gelungen, indem
Erdogan – gegen den ausdrücklichen Wunsch der NATO-Partner und
besonders der USA, ein modernes russisches Raktenabwehrsystem
beschafft, anstatt im NATO-System zu bleiben. Die Türkei ist auf dem
Weg, sich als NATO-Partner zu verabschieden, wodurch neue Konflikte
heraufbeschworen werden dürften und die US-Stützpunkte in der
Region nicht mehr sicher sein werden.
Seit
Anfang Oktober haben die USA ihre in Nord-Syrien noch vorhandenen
geringen Truppen-Kontingente gänzlich abgezogen und damit den Weg
für die Türkei frei gemacht, die Kurdengebiete im Südwesten hinter
der Staatsgrenze anzugreifen, was ein alter Plan Erdogans ist. Auch
die Russen haben sich nicht gerührt, als die Angriffe der türkischen
Armee Mitte September begannen. Damit haben die USA aber den einzigen
kampfbereiten Verbündeten am Boden in der Region verraten und
jedermann weis nun, dass man sich auf die USA als Partner bei
Konflikten nicht mehr verlassen kann.
Der verschärfte Öl-Konflikt zwischen den USA und Persien, mit den Zwischenfällen am Persischen Golf in der Straße von Hormuz ist unberechenbar in seiner weiteren Entwicklung. Der Angriff auf die saudische Ölproduktion wird den Iranern in die Schuhe geschoben, die aber bestreiten das vehement. US-Präsident Trump will den Persern den Öl-Exporthahn völlig zudrehen. Das kann sehr schnell zu Lieferengpässen führen, wenn Persien die Passage „dicht“ macht, um sich gegen die Aggression der USA zu wehren.
Die OPEC hat gerade heute eine drastische Kürzung der Ölförderung auf ihrer Sitzung beschlossen. 500.000 barrel/Tag sollen in den nächsten Monaten weniger produziert werden. Man will die Marktpreise nach oben stabilisieren. Nach Abschätzungen der IEA (Intern. EnergieAgentur) produziert die OPEC zur Zeit über dem internationalen Bedarf und das drückt die Ölpreise.
Allerdings reicht die heute beschlossene Kürzung nach Ansicht der IEA nicht aus um die Überproduktion zu beseitigen. Dazu müsste noch stärker reduziert werden, zumal der weltweite Rohölbedarf in der ersten Hälfte 2020 ebenfalls abnehmend beurteilt wird. Die IEA hält es für möglich, dass beide Einflüsse auf den Rohölpreis sich im Ende aufheben werden und dass die Preiserhöhungsabsicht der OPEC ins Leere laufen könnte.
Zudem
bleibt zu bedenken, dass die USA die Rohölförderung ganz
kurzfristig durch die Fracking-Förderung im Volumen erhöhen können,
wenn die Weltmarktpreise wieder Gewinne erlauben, während die OPEC
in dieser Hinsicht vergleichsweise schwerfällig ist.
Die Entwicklung in den USA und in Kanada verlief im November unterschiedlich, wobei Kanada natürlich bei viel geringerem Umfang an Aktivitäten steht. Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang – mit erneuter Belebung zum Jahresbeginn 2019 und kontinuierlichem Rückgang seit März bis November 2019:
Monat/ Jahr
gesamt im Einsatz in Nordamerika
USA
Kanada
US Rohölpreis WTI USD / barrel
30.07.17
1178
958
220
46
30.09.17
1155
935
220
52,13
31.10.17
1115
913
202
51,94
15.11.17
1090
889
192
54,27
30.11.17
1123
915
208
56,18
15.12.17
1168
930
238
56,64
19.01.18
1261
936
325
63,72
16.02.18
1293
975
318
60,74
16.03.18
1209
990
219
60,85
13.04.18
1110
1008
117
66,74
15.06.18
1198
1059
139
66,6
13.07.18
1251
1054
197
70,6
14.09.18
1281
1055
226
70,3
12.10.18
1258
1063
195
71,31
09.11.18
1277
1081
196
61,59
14.12.18
1245
1071
174
51,2
18.01.19
1259
1050
209
52,32
15.02.19
1275
1051
224
53,34
15.03.19
1187
1026
161
58,34
12.04.19
1088
1022
66
64,47
10.05.19
1051
988
63
61,99
07.06.19
1078
975
103
51,7
12.07.19
1075
958
117
60,27
09.08.19
1074
934
140
52,31
13.09.19
1020
886
134
55
11.10.19
1002
856
146
54,6
08.11.19
957
817
140
56,39
06.12.19
937
799
138
56,32
Insgesamt
sind jetzt in Nordamerika 750 Ölbohrtürme und 186 Gasbohrtürme
aktiv.
Die
Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas(400), New
Mexico(103), Louisiana (56), North Dakota(50),
Oklahoma(50), Wyoming (29), Pennsylvania(24), Colorado(23),
Kalifornien (15), West Virginia(13) u. Ohio(13).
Den etwa 20%igen Rückgang der Rohölpreise seit Mitte Oktober 2018 führen die Länder der OPEC-Gruppe auf das erhöhte Angebot in den Monaten ab Juli 2018 zurück und auf die hohen Förderquoten der USA. Auch die Entwicklung der Erdgaspreise auf der Basis Henry Hub spiegelt diese Entwicklung wider. Der Henry Hub Gaspreis ist nach zwischenzeitlich mehr als 4,60 USD/mmBtu und 2,811 USD/mmBtu Mitte Mai auf 2,94 USD/mmBtu stabil auf niedrigem Niveau, Mitte Juli Stand 2,88 USD/mmBtu. Seit Oktober stieg der Preis dann schrittweise bis 4,40 USD und fiel dann ab Mitte Dezember 2018 deutlich bis auf unter 3,00 USD. Am 07.06.2019 lag er bei 2,324 USD/mmBtu und fiel bis zum 20.06. auf unter 2,20 USD. Danach erfolgte ein leichter Anstieg bis auf 2,453 USD am 12.07.19 und bis zum 09.08.19 ein kontinuierlicher Rückgang bis auf 2,083 USD/mmBtu. Am 13.09. stand er bei 2,614 USD/mmBtu und am 08.11. lag er bei 2,772 USD/mmBtu. Zur Zeit werden 2,427 USD/mmBtu notiert, das bedeutet weiterhin „ruhiges Geschäft zu nicht-kostendeckenden Preisen im Henry Hub“. Um Geld zu verdienen müssten die Gaskonzerne 6 – 7 USD/mm Btu im Henry Hub erzielen.
Die
internationalen Bohraktivitäten verringerten sich um 34 Türme.
1.096 Bohrtürme werden weltweit im November 2019 im Einsatz
außerhalb Nordamerika gemeldet.
Meine
Kommentare zur gesamten politisch/strategischen Lage rund um die
weltweite Kohlenwasserstoff-Förderung aus dem Bericht vom 18.01.2019
haben weiter Bestand. Der Nachdruck, mit dem Präsident Trump
persische Öllieferungen verhindern will und Persien unverhohlen
wiederholt droht, kann jedoch noch allerhand Überraschungen in den
nächsten Monaten auslösen. Die Perser haben erkennen lassen, dass
sie sich nicht einschüchtern lassen wollen. Wenn Trump dort etwas
„vom Zaune bricht“, könnte das seiner Wiederwahl sehr schaden.
Er hat den Heißsporn John Bolton, der ständig drängte, gegen den
Iran militärische Aktionen zu fahren, aus dem Amt des obersten
Militärberaters entlassen. Dennoch ist Lage so unsicher wie schon
Jahrzehnte nicht, zumal nach dem Ausfall von etwa 40% der saudischen
Ölproduktion, ausgelöst durch die Anschläge mit Lenkkörpern. Die
Urheber dieser Angriffe werden von den Saudis und von den USA den
Iranern in die Schuhe geschoben, diese wiederum weisen derartige
Vorwürfe entschieden zurück.
Und
es zündelt weiter (Heißsporne auf allen Seiten wünschen sich
kriegerische Auseinandersetzung). Am 11.10.2019 erfolgte der neueste
„Zwischenfall“, dieses Mal im Roten Meer vor der saudischen
Küste, nahe Dschidda. Ein iranischer Tanker wurde, nach Angaben der
iranischen Nachrichtenagentur Irna von 2 Raketen getroffen und 2
Laderäume wurden beschädigt. Das Schiff blieb aber manövrierfähig
und hat mit geändertem Kurs das Rote Meer verlassen.
Die
Rohölspekulanten warten nur auf den ersten Schuss, um die Preise
massiv anzuheben, obwohl es noch keine Ölknappheit gibt. Russland
wird mit seinem Rohöl-Angebotsvolumen zum Schlüsselanbieter, erst
recht, da der Iran seine großen Kapazitäten nicht in den Markt
bringen kann, wie die neuesten Analysen zeigen und nun noch der
40%-ige Ausfall der saudischen Produktion für zumindest einige Zeit
hinzu kommt. Der aktuelle Rohölpreis in den USA mit 56,32 UDS/barrel
zeigt, dass es noch keine wirkliche Verknappung gibt. Dieses
Preisniveau war schon im Februar 2019 erreicht.
Herr
Trump zündelt weiter und wir alle können nur hoffen, das niemand
die Nerven verliert. Und kürzlich kam noch Indien mit seiner
geänderten Kaschmirpolitik dazu, die Pakistan herausfordert. 2
Atommächte in Asien stehen sich gegenüber, deren Führungen beide
mit Heißspornen und Fanatikern durchsetzt sind.
Und
Herr Erdogan droht der EU und Deutschland unverhohlen damit, die über
3 Mio Flüchtlinge in seinen Lagern nach Europa in Bewegung zu
setzen, falls die EU in seine Machtinteressen und seinen Plan die
Kurden in Nord-Syrien „auszuräuchern“ eingreift. Präsident
Sadat hat sein Militär in Bewegung gesetzt, um einer endgültigen
Abspaltung der türkeinahen Grenzregion im Norden zu begegnen, aber
er ist von Russland abhängig. Bis auf weiteres zerstört er
rücksichtslos die restlichen Städte der Widerstandsnester im Norden
und Nordwesten von Syrien, und Hunderttausende neue Flüchtlinge sind
in Bewegung, um ihr Leben zu retten. Das Elend in dieser Region hört
einfach nicht auf.
DIE LINKE, PressemitteilungenKommentare deaktiviert für Sachausschussmitglieder der Bundesregierung, FDP und AfD lehnen Frackingverbot ab
Okt242019
Sachausschussmitglieder
der Bundesregierung, der FDP und AfD haben sich gegen ein
ausnahmsloses Frackingverbot gestellt. Der Ausschuss stellte sich
damit gegen einen Antrag, der von den LINKEN gestellt wurde.
Seiner Verantwortung
für die Gesundheit der Bürger und die Umwelt kommt der Ausschuss
mit dieser Entscheidung nicht nach, und die Erkenntnisse über die
miese Klimabilanz gefrackten Gases und Erdöls sind den Damen und
Herren allem Anschein nach gänzlich fremd.
Vgl. dazu die Pressemeldung von Hubertus Zdebel, DIE LINKE:
Große Koalition verweigert notwendiges Fracking-Verbot ohne Ausnahmen – 23. OKTOBER 2019 / No-Fracking, Pressemitteilungen
„Wieder einmal hat die Große Koalition einem konsequenten Umwelt- und Gesundheitsschutz eine skandalöse Absage erteilt. In den heutigen Sitzungen der Bundestagsausschüsse für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie für Wirtschaft und Energie haben die Vertreter:innen von CDU, CSU und SPD, unterstützt von FDP und AfD, gegen ein Fracking-Verbot ohne Ausnahmen gestimmt. Ein derartiges Verbot hatte die LINKE im Bundestag in einem Antrag gefordert. Die Große Koalition nimmt daher sehenden Auges Grundwasserkontaminationen, Erdbeben sowie unkontrollierte Emissionen des extrem klimaschädlichen Treibhausgases Methan in Kauf.“ erklärt Hubertus Zdebel, Bundestagsabgeordneter der LINKEN und Mitglied im Umweltausschuss.
Zdebel weiter:
„Fracking ist eine unbeherrschbare Risikotechnik und muss ohne
Ausnahmen verboten werden. Doch dies lehnen die Koalitionsfraktionen
ab, um der Gasindustrie weitere Profite zu sichern. So ist Fracking
im Sandgestein, sogenannten Tight-Gas-Reservoirs, bereits jetzt
erlaubt. Das derzeitige Verbot für die Aufsuchung und Gewinnung von
Gas im Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein bringt zudem
keine Sicherheit.
Denn 2021 soll
überprüft werden, ob das Verbot wieder aus dem
Wasserhaushaltsgesetz gestrichen wird. Zur Vorbereitung der
Entscheidung hat die Bundesregierung eine sechsköpfige
Fracking-Kommission eingesetzt, die eine deutliche personelle
Schlagseite zu Gunsten der Fracking-Befürworter besitzt und
intransparent arbeitet. Ihr Ergebnis ist damit vorprogrammiert.
Gegen diese Salamitaktik der Großen Koalition, Fracking Stück für Stück zu erlauben, hilft nur ein sofortiges, umfassendes Fracking-Verbot unabhängig von der Gesteinsart.“
Mehr zur Skandalserie der Fracking-Kommission finden Sie auch im Blog von Hubertus Zdebel.
(26. Juni 2019) Die Öffentlichkeitsbeteiligung zum Entwurf des Berichts der Expertenkommission Fracking ist zu wiederholen. Vorab ist die Existenz der Homepage der Expertenkommission und ihres Jahresberichts an zentralen Stellen der Internetseiten von Bundes-Forschungsministerium, Bundes-Umweltministerium, Bundes-Wirtschaftsministerium und Umweltbundesamt bekannt zu geben. Die neue Frist zur Stellungnahme sollte zwei Monate betragen.
Der Bericht der Kommission ist in weiten Teilen vage und unbestimmt und daher grundlegend zu überarbeiten. So fehlen beispielsweise die Zeitmarken für die einzelnen Ziele, die sich die Kommission gesetzt hat.
Aufgabe der Kommission ist die wissenschaftliche Begleitung von Erprobungsbohrungen für Fracking in Schiefer-, Ton-, Mergel und Kohleflözgestein sowie die Ermittlung des Standes der Technik. Da weder Anträge auf derartige Erprobungsbohrungen vorliegen noch Bundesländer in Aussicht gestellt haben, derartige Bohrungen zuzulassen, wird die Kommission ihren zentralen Auftrag nicht erfüllen können. Sie sollte daher bereits jetzt der Bundesregierung mitteilen, dass kein Gefahrenausschluss für Fracking in diesen Gesteinsschichten vorgenommen werden kann und dass das bis 2021 geltende Moratorium für Fracking in diesen Gesteinsschichten zeitlich unbegrenzt verlängert werden sollte.
Auch die Ermittlung des Standes der Technik des Bohr- und Frackingprozesses anhand internationaler Erkenntnisse und Studien wird von der Kommission nicht ermittelt. Stattdessen sollen Fragen für Schritte beantwortet werden, die dem Fracking nachgelagert oder bestenfalls begleitend sind. Dadurch drängt sich der Eindruck auf, dass sich die Kommission hinsichtlich der Unbedenklichkeit des Bohr- und Frackingprozesses bereits inhaltlich festgelegt hat. Dies ist nicht akzeptabel.
Die von der Kommission vorgesehenen vier zu bearbeitenden Fragenkomplexe sind unbestimmt. Es ist nicht ersichtlich, welche Aspekte genau behandelt werden sollen. Damit ist das weitere Vorgehen der Kommission intransparent.
Der Bericht der Kommission ist daher grundlegend zu überarbeiten und der Öffentlichkeit zur Stellungnahme zur Verfügung zu stellen.
Auf scharfe Kritik des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU e.V.) ist die Art und Weise gestoßen, mit der die angeblich „unabhängige“ Expertenkommission zu Fracking die Öffentlichkeit über ihren Jahresbericht informiert und der Bevölkerung Gelegenheit zur Stellungnahme zum Bericht gibt. Gemäß § 13a des Wasserhaushaltsgesetzes soll sich diese Fracking-Kommission mit der Ermittlung des Standes der Technik bei Fracking in bestimmten Gesteinsarten befassen. Ihre Vorgehensweise zeigt jedoch, dass Stellungnahmen aus der Bevölkerung unerwünscht sind. Auf ihrer weithin unbekannten Homepage findet sich lediglich im Berichtsentwurf gut versteckt ein Hinweis auf die derzeit laufende Öffentlichkeitsbeteiligung. Für den BBU ist dies ein Skandal, durch den die Öffentlichkeitsbeteiligung zur Farce wird.
Oliver Kalusch vom Geschäftsführenden Vorstand des BBU erklärt hierzu: „Was als Musterbeispiel von Transparenz gelten sollte, ist hier zu einer Öffentlichkeitsbeteiligung ohne Öffentlichkeitsinformation mutiert. Nur zufällig erfahren diejenigen, die sich durch die Dokumente der Homepage der Fracking-Kommission arbeiten, dass sie vom 3.6.2019 bis zum 25.6.2019 Anmerkungen zum Berichtsentwurf abgeben können. Und ganz offensichtlich wurde es auch unterlassen, die üblicherweise beteiligten Kreise zu informieren. Eine Email mit der Bitte um Stellungnahme, wie sie bei Gesetzes- und Verordnungsvorhaben üblich ist, hat der BBU nicht erhalten. Dies ist besonders befremdlich, da der BBU in der Vergangenheit zahlreiche Stellungnahmen zu Änderungen des Bergrechts und zur Fracking-Gesetzgebung abgegeben hat. Es drängt sich der Verdacht auf, dass diese Art der Bekanntmachung lediglich ein Feigenblatt darstellt, mit dem die Pflicht zur Öffentlichkeitsbeteiligung faktisch umgangen werden soll. Hinzu kommt, dass mit drei Wochen die Frist zur Stellungnahme viel zu kurz bemessen ist.“
Der BBU fordert daher: „Der Abgabetermin zur Stellungnahme muss aufgehoben werden und nach einer Neubekanntmachung stattdessen ein Zeitraum von zwei Monaten zur Äußerung eingeräumt werden. Die Öffentlichkeit muss angemessen informiert werden, insbesondere durch Bekanntmachungen auf zentralen Stellen der Internetseiten des Bundes-Umweltministeriums, des Bundes-Wirtschaftsministeriums und des Bundes-Forschungsministeriums. Und die üblicherweise beteiligten Kreise müssen separat per Email informiert werden.“
Der Entwurf des Jahresberichts 2019der Fracking-Kommission findet man unter https://expkom-fracking-whg.de/bericht und dort auf Seite 7 der unzureichende Hinweis auf die Öffentlichkeitsbeteiligung.